Es waren einmal ein Bär und ein Wolf, die zur Sommerzeit im Wald spazieren gingen. Der Bär lauschte dem Gesang eines Vogels und fragte den Wolf: „Welcher Vogel kann denn so schön singen?“ Da antwortete ihm der Wolf: „Vor diesem Vogel müssen wir beide uns verneigen, denn Du hörst den König der Vögel singen!“ Es handelte sich aber bei dem kleinen Vogel lediglich um den Zaunkönig. Der Bär war aber so überwältigt von dieser Antwort, dass er den Wolf fragte, wo denn der Palast des Königs der Vögel sei. „Das ist nicht so einfach, wie Du denkst“, antwortete der Wolf, denn Du musst zuerst abwarten, bis die Königin kommt. Bald darauf kam die Gattin des Zaunkönigs mit Futter im Schnabel angeflogen. Gemeinsam mit ihrem Gatten wollte sie ihre Jungen im Nest füttern. Der Bär wollte gleich nachschauen, wo genau das Vogelpaar hingeflogen sei. Aber der Wolf ermahnte den Bär: „Nein, jetzt nicht, Du musst erst abwarten, bis der Herr und seine Frau wieder ausgeflogen sind!“
Der Bär und der Wolf entfernten sich wieder von dem Baum, wo sich das Nest befand und gingen ein Stückchen weiter. Dem Bären ließ seine Neugier aber keine Ruhe. Er ging nach einer kurzen Zeit wieder zu dem Baum zurück, um nachzuschauen. Da der König und die Königin fortgeflogen waren, schaute er in das Nest hinein. „Was ist denn das für ein mickriger Palast mit fünf unehrlichen Jungen?“, rief der Bär enttäuscht. Die Jungen des Zaunkönigs protestierten gegen diese unverschämten Vorwürfe mit viel Lärm und Geschrei. Sie riefen dem Bären zu: „Unsere Eltern werden diese Beleidigungen mit Dir klären!“ Als die Zaunkönigseltern mit dem Futter zurückkehrten, erzählten die Jungen, was vorgefallen war. Sie wollten nichts mehr essen, bevor ihre Eltern mit dem Bären geklärt hätten, dass sie alle ehrliche Kinder seien.
Der Zaunkönig versprach seinen Kindern, dass er die Verleumdung mit dem Bären abklären wollte. Er lief zur Höhle des Bären und rief: „Warum hast Du meinen Kindern die Unwahrheit erzählt. Wir werden das nun in einem blutigen Kampf ausfechten!“ Der Bär trommelte daraufhin alle Vierfüßler zusammen. Schon bald waren Hirsch, Reh, Esel, Pferd und Rind zur Stelle, um dem Bären beizustehen. Der Zaunkönig aber rief alle Tiere, die fliegen konnten, zusammen. Nicht nur die kleinen und großen Vögel, sondern auch die Fliegen, Bienen, Hummeln, Mücken, Wespen und Hornissen kamen angeflogen, um dem Zaunkönig im Krieg mit dem Bären zu helfen.
Nun war es soweit und der Kampf sollte beginnen. Der Zaunkönig schickte die listige Mücke als Kundschafterin ins feindliche Lager, weil er wissen wollte, wer der Kommandant des Feindes wäre. Sie flog unbemerkt heran und versteckte sich im Blattwerk eines Baumes. Sie hörte, wie der Bär den Fuchs zum Kommandanten bestimmte. Der Fuchs wollte aber noch ein Zeichen mit dem Bären vereinbaren. Da sprach der Bär: „Wenn alles gut geht, richte Deinen buschigen Schwanz nach oben, dann marschieren alle Vierbeiner los. Wenn es Probleme gibt, lasse den Schwanz herunterhängen, dann laufen alle Vierbeiner so schnell, wie es nur geht, fort.
Die Mücke flog zurück zum Zaunkönig und berichtete, was sie gehört hatte. Dann kam der Tag, an dem der Kampf ausgetragen werden sollte. Die Vierfüßler kamen mit Dampf angerauscht, so dass der Boden unter ihnen bebte. Die Armee der fliegenden Tiere war auch nicht ohne. Sie surrten und schwärmten durch die Luft, dass es einem richtig unheimlich werden konnte. Der Zaunkönig schickte die Hornisse zum Fuchs, damit sie diesen dreimal kräftig unter den Schwanz stechen sollte. Als der Fuchs den Stich spürte, hob er sein Bein und zuckte. Aber er konnte den Schmerz noch geradeso aushalten. Als die Hornisse das zweite Mal zustach, fiel sein Schwanz für einen kurzen Moment herunter. Beim dritten Stich heulte der Fuchs auf und klemmte den Schwanz vor Schmerzen zwischen seine Beine.
Die Vierfüßler sahen dies als das eindeutige Signal an, schnellstens zu verschwinden. Alle vierbeinigen Tiere rannten vom Schlachtfeld und versteckten sich in ihren Höhlen. Damit war der Krieg zwischen dem Zaunkönig und dem Bären entschieden und die Vögel hatten den Kampf gewonnen. Die glücklichen Zaunkönigseltern flogen zum Nest zurück und erzählten ihren Kindern, dass sie den Krieg gegen den Bären gewonnen hätten. Aber die Kinder waren noch nicht zufrieden damit, denn der Bär sollte zum Nest kommen und sich entschuldigen. Da flog der Zaunkönig zur Behausung des Bären und drohte ihm mit dem Schlimmsten, wenn er nicht mitkommen würde und sich vor seinen Kindern entschuldigen würde. Da ängstigte sich der Bär und entschuldigte sich bei den jungen Zaunkönigskindern. Die Zaunkönigfamilie war glücklich und sie feierten ihren Sieg bis in den frühen Morgen hinein.
Aufgaben zur Fabel
1.Fünf Fragen zur Fabel „Der Bär und der Zaunkönig“:
a)Welcher kleine Vogel sollte laut Aussage des Fuchses der König der Vögel sein?
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b)Was wollte der Bär unbedingt sehen?
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c)Warum waren die jungen Vögel böse und wollten nicht mehr fressen?
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d)Wer stach dem Fuchs unter den Schwanz?
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e)Warum entschuldigte sich der Bär bei dem Zaunkönig und seinen Jungen?
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2.Beschreibe die vierbeinigen Tiere, die in der Fabel „Der Bär und der Zaunkönig“ vorkommen!
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3.Beschreibe die fliegenden Tiere, die in der Fabel „Der Bär und der Zaunkönig“ vorkommen!
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