Tatsächlich öffnete sich die Tür, und eine weichliche Figur trat ein.
»Wie schön«, sagte er kurzatmig und schob mir seine feiste Hand hin,
»der Herr Hitler. Mein Name ist Apfel, Holger Apfel.
Bundesvorsitzender der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands.
Ich verfolge Ihre Sendungen mit großem Interesse.«
Ich betrachtete kurz die bizarre Gestalt. Das zerbombte Berlin hatte
nicht trauriger ausgesehen. Er klang, als hätte er ständig ein
Wurstbrot im Mund, und letztlich sah er auch so aus. Ich ließ seine
Hand unbeachtet und fragte: »Können Sie nicht grüßen wie ein
anständiger Deutscher?«
Er sah mich irritiert an, wie ein Hund, dem man zugleich zwei
Befehle gibt.
»Setzen Sie sich«, beschied ich ihn. »Wir haben zu reden.«
Er sank schnaufend in den Sitz mir gegenüber.
»Sie«, sagte ich, »vertreten hier also die nationale Sache.«
»Notgedrungen«, erwiderte er mit einem halben Lächeln, »Sie
haben sich ja schon seit Längerem nicht mehr darum gekümmert.«
»Ich muss mir meine Zeit eben einteilen«, sagte ich knapp. »Die
Frage ist: Was haben Sie in der Zwischenzeit getan?«
»Ich denke nicht, dass wir uns mit unseren Leistungen verstecken
müssen«, sagte er, »wir vertreten die Deutschen inzwischen in
Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und unsere Kameraden
in …«
»Wer?«
»Unsere Kameraden.«
»Es heißt Volksgenossen«, sagte ich. »Ein Kamerad ist jemand, mit
dem man im Schützengraben war. Ich sehe hier mit Ausnahme
meiner Wenigkeit niemanden, auf den das zutrifft. Sehen Sie das
anders?«
»Für uns Nationaldemokraten …«
»Nationaldemokratie«, spottete ich, »was soll das sein?
Nationalsozialistische Politik erfordert einen Demokratiebegriff, der
sich nicht für die Namensgebung eignet. Wenn mit der Wahl des
Führers die Demokratie beendet ist, rennen Sie immer noch mit der
Demokratie im Namen herum! Wie dumm kann man eigentlich sein?«
»Wir stehen als Nationaldemokraten natürlich fest auf dem Boden
des Grundgesetzes und …«
»Sie scheinen mir nicht in der SS gewesen zu sein«, sagte ich,
»aber Sie haben doch wenigstens mein Buch gelesen?«