»… hätte ihn ja auch abgewiesen, aber irgendwie … Er sieht aus wie
Adolf Hitler, er hat die Uniform …«
Ich riss dem Bengel den Hörer aus der Hand und schrie hinein:
»Welcher Versager führt diesen Laden?«
Es war erstaunlich, mit welcher Behendigkeit der sonst so träge
Hilfsregisseur Bronner sich um den Tisch wand und mit unverhohlener
Freude einen Knopf auf dem Telefon drückte. Tatsächlich konnte man
nun die Antworten aus einem kleinen Lautsprecher am Apparate gut
im Raum hören.
»Erlauben Sie mal«, sagte der Lautsprecher.
»Wenn ich etwas erlaube, werden Sie es schon mitbekommen!«,
schrie ich. »Wieso ist hier kein Vorgesetzter in der Dienststelle? Wieso
hält hier nur dieses Brillenwürstchen die Stellung? Sie kommen sofort
hierher und geben mir Rechenschaft! Sofort.«
»Wer ist denn da überhaupt?«, sagte der Lautsprecher. »Sind Sie
dieser Irre von Youtube?«
Ich gebe zu, dass bestimmte Vorgänge der jüngeren Vergangenheit
für den normalen kleinen Mann auf der Straße unter Umständen nicht
ganz einfach nachzuvollziehen sind. Allerdings muss hier mit zweierlei
Maß gemessen werden: Wer eine nationale Bewegung anführen
möchte, muss auch auf die unvorhersehbarsten Wendungen des
Schicksals reagieren können. Und wenn dann das Schicksal bei ihm
an die Türe klopft, hat er nicht zu fragen: »Sind Sie der Irre von
Youtube?«
»Nun«, sagte ich, »ich nehme nicht an, dass Sie mein Buch gelesen
haben.«
»Dazu äußere ich mich nicht«, sagte der Lautsprecher, »und jetzt
verlassen Sie sofort die Geschäftsstelle, oder ich lasse Sie
rausschmeißen.«
Ich lachte.
»Ich bin in Frankreich einmarschiert«, sagte ich, »ich bin in Polen
einmarschiert. Ich bin in Holland einmarschiert und in Belgien. Ich
habe die Russen zu Hunderttausenden eingekesselt, bevor die auch
nur Piep sagen konnten. Und jetzt bin ich in Ihrer sogenannten
Geschäftsstelle. Und wenn Sie auch nur den Hauch einer wahrhaft
nationalen Gesinnung besitzen, dann kommen Sie hierher und stehen
mir Rede und Antwort über die Art und Weise, in der Sie das völkische
Erbe verschleudern!«
»Ich lasse Sie …«
»Sie wollen den Führer des Großdeutschen Reiches gewaltsam
entfernen lassen?«, fragte ich ruhig.
»Sie sind ja nicht der Führer.«
Aus nicht ganz verständlichen Gründen ballte der Hilfsregisseur
Bronner in diesem Augenblick seine Faust und grinste extrem breit.
»Das heißt natürlich: Hitler«, sagte stockend der Lautsprecher. »Sie
sind nicht Hitler.«
»Soso«, sagte ich ruhig, extrem ruhig, so ruhig, dass Bormann
schon Schutzhelme ausgegeben hätte. »Wenn aber«, fuhr ich sehr
höflich fort, »wenn ich es aber wäre, so hätte ich dann wohl die Ehre,
mit Ihrer bedingungslosen Gefolgstreue zur nationalsozialistischen
Bewegung rechnen zu dürfen?«
»Ich …«
»Ich erwarte sofort den zuständigen Reichsleiter. Sofort!«
»Der kann gerade nicht …«