»Ich gebe Ihnen recht, Herr Sawatzki«, sagte ich, »oder ich würde
Ihnen recht geben, wenn es nur um mich ginge. Aber wenn ich nichts
tue, wird mein Umfeld weiter in Mitleidenschaft gezogen. Dem Herrn
Sensenbrink könnte das vielleicht nicht schaden«, sagte ich mit einem
spöttischen Seitenblick, »aber ich kann das Ihnen und der Firma nicht
zumuten.«
»Ich würde es uns und der Firma jederzeit zumuten, aber unseren
Aktionären keine fünf Minuten«, erwiderte die Dame Bellini trocken.
»Das heißt also: kein Interview zu unseren Bedingungen. Sondern zu
deren Bedingungen.«
»Sie sind mir dafür verantwortlich, dass es nicht so wirkt«, sagte ich,
und weil ich ahnte, dass die Dame Bellini Befehle nicht so freudig
akzeptierte wie Sawatzki, fügte ich schnell noch hinzu: »Aber in der
Sache haben Sie völlig recht. Wir geben ihnen ein Interview. Sagen wir
im Adlon. Und sie zahlen.«
»Sie haben Ideen«, spottete Sensenbrink, »wir werden in dieser
Lage wohl kaum ein Honorar durchsetzen können.«
»Es geht ums Prinzip«, sagte ich. »Ich sehe nicht ein,
Volksvermögen für diesen Presseabschaum zu verschleudern. Wenn
sie die Rechnung bezahlen, soll es mir genügen.«
»Und wann?«, fragte Sawatzki.
»Möglichst schnell«, meinte die Dame Bellini völlig zu Recht. »Sagen
wir morgen. Dann geben sie vielleicht einen Tag Ruhe.«
Ich stimmte zu. »Unterdessen sollten wir im Übrigen die eigene
Öffentlichkeitsarbeit verstärken.«
»Soll heißen?«
»Wir dürfen die Berichterstattung nicht dem politischen Gegner
überlassen. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Es gilt, eine
eigene Zeitung herauszugeben.«
»Womöglich den ›Völkischen Beobachter‹?«, höhnte Sensenbrink.
»Wir sind eine Produktionsfirma und kein Zeitungsverlag!«
»Es muss ja keine Zeitung sein«, warf der Hotelreservierer Sawatzki
rasch ein, »Herrn Hitlers Stärke ist ohnehin der Auftritt im bewegten
Bild. Die Videos sind da, also warum stellen wir sie nicht auf eine
eigene Homepage?«
»Alle bisherigen Auftritte in HD, damit man einen Mehrwert hat
verglichen mit den Youtube-Mitschnitten«, überlegte die Dame Bellini
weiter. »Und man hätte eine Plattform, falls man was Besonderes
mitteilen will. Oder eine eigene Sicht der Dinge. Das klingt gut.
Kümmern Sie sich drum, dass die Online-Abteilung ein paar Entwürfe
abliefert.«