德语学习网
Er ist wieder da:xx-3
日期:2020-01-28 13:39  点击:205
»Können Sie ›Für Helga‹ drüberschreiben?«
»Kannsdu nächstes Mal auch was gegen die Kurden sagen?«
»Wir hätte damals in Krieg zusammegehn sollen! Dann wir hätte
gewonn!«
Ein kleines Mädel wurde mit seiner Zeitung nach vorne
durchgeschoben, ich signierte das Blatt besonders langsam. Das
sollten sie ruhig fotografieren: Die Jugend vertraut dem Führer wie
ehedem. Und nicht nur die Jugend. Eine steinalte Dame näherte sich
mit einem jener modernen Gehwagen und einem Leuchten in den
Augen. Sie hielt mir ihre Zeitung hin und sagte mit einer sehr zittrigen
Stimme: »Erinnern Sie sich? 1935, in Nürnberg, ich war in dem
Fenster gegenüber, wo Sie den Vorbeimarsch abgenommen haben!
Ich hatte immer das Gefühl, Sie sehen mich an. Wir waren so stolz
auf Sie! Und jetzt – Sie haben sich ja überhaupt nicht verändert!«
»Sie aber auch nicht«, flunkerte ich scherzhaft und schüttelte ihr
gerührt die Hand. Nicht dass ich mich an die Dame hätte erinnern
können, aber diese ehrliche Anhänglichkeit war von ganz eigenem
Zauber. Jedenfalls konnte ich, als sich Sensenbrink nervös am Telefon
meldete, mit diesem Vertrauensbeweis des Volkes entspannt seine
Besorgnis zerstreuen und die Forderung nach einem anwaltlichen
Gegenschlage erneut zurückweisen. Und auch der Folgetag schreckte
mich nicht. Das Blatt hatte die fotografierte Zustimmung natürlich
unterdrückt und stattdessen eine völlig irrelevante Zeile gedruckt:
»Irrer Youtube-Hitler: Jetzt stimmt Deutschland ab.« Dazu wurden
mehrere Fotos aus Konzentrationslagern gezeigt, die die unschöne,
aber leider Gottes nun einmal notwendige Arbeit der SS zeigten. Da
war ich dann schon auch ein wenig ungehalten.
Denn es ist bei großen Aufgaben immer ein unseriöses Vorgehen,
die unbedeutenden Einzelfälle aufzuzeigen, in denen das Vorhaben
vorübergehend kleinere Unerfreulichkeiten mit sich bringt. Da hat man
eine große Autobahn, die volkswirtschaftliche Güter im
Milliardenumfang transportiert, und da findet man immer am
Wegesrand ein niedliches Kaninchen, das ängstlich zittert. Da baut
man einen Kanal, der Hunderttausende von Arbeitsplätzen sichert,
und da findet man natürlich den einen oder anderen Kleinbauern, der
weichen muss und dann bittere Tränen vergießt. Aber deshalb kann
ich doch die Zukunft des Volkes nicht ignorieren. Und wenn man die
Notwendigkeit erkannt hat, Millionen Juden, und so viele sind es nun
einmal damals gewesen, Millionen Juden auszurotten, da findet man
natürlich immer wieder mal einen, bei dem sich der mitfühlende
einfache Deutsche denkt, ach, nun ja, so sehr schlimm war jetzt
dieser Jude nicht, den oder auch jenen Juden dort hätte man schon
noch einige Jahre ertragen können. Da ist es für so ein Blatt ein
Leichtes, an die rührselige Seite der Menschen zu appellieren. Es ist
dies ein altes Lied: Jeder ist überzeugt von der Bekämpfung der
Ratten, aber wenn es zur Sache geht, ist das Mitleid mit der einzelnen
Ratte groß. Wohlgemerkt: lediglich das Mitleid, nicht der Wunsch, die
Ratte zu behalten. Das darf man nicht verwechseln. Aber ebenjene
absichtliche Verwechslung lag der Bebilderung der Umfrage
selbstverständlich zugrunde. Die Abstimmung, deren redlicher Ablauf
ohnehin zu bezweifeln war, bot wiederum drei Antworten zur Auswahl,
die mir ein grimmiges Schmunzeln entlockten. Derlei hätte ich mir
eigentlich auch selbst ausdenken können. Die Antwortoptionen
lauteten: 

分享到:

顶部
11/25 04:32