»Ist das hier die versteckte Kamera?«
Worauf ich zurückgab: »Keineswegs, gnädige Frau. Die Kamera ist
ja hier, sehen Sie?« Dabei deutete ich auf das Aufnahmegerät und die
Kameragenossen, ich tat es nachsichtig und geduldig, denn mit dem
technischen Verständnis von Frauen ist das immer so eine Sache.
Sobald dies geklärt war, wollte ich von der jeweiligen Dame wissen, ob
sie üblicherweise in dieser Gegend verkehre.
»Dann sind Ihnen womöglich auch diese Autofahrer hier
aufgefallen?«
»J-jaaa«, sagte sie gedehnt, »wieso …?«
»Würden Sie mir zustimmen, dass man angesichts des Verhaltens
zahlreicher Autofahrer Angst haben muss um die Kinder, die hier
spielen?«
»Ähm, schon, irgendwie, aber … sagen Sie, worauf wollen Sie
hinaus?«
»Sprechen Sie Ihre Befürchtungen ganz frei heraus, Frau
Volksgenossin!«
»Moment! Ich bin keine Volksgenossin! Aber wenn Sie schon
fragen … Man ärgert sich da schon manchmal, wenn man mit den
Kindern hier vorbeigeht …«
»Warum verhängt dann diese frei gewählte Regierung keine
härteren Strafen gegen solche rücksichtslosen Raser?«
»Ich weiß nicht …«
»Wir werden das ändern! Für Deutschland. Sie und ich! Welche
Strafen würden Sie fordern?«
»Welche Strafen ich fordere …?«
»Finden Sie, die bisherigen Strafen reichen aus?«
»Ich weiß nicht so genau …«
»Oder werden sie nicht streng genug durchgesetzt?«
»Nein, nein, ich – ich möchte das lieber nicht.«
»Wie? Und die Kinder?«
»Das ist … das ist alles schon so in Ordnung. So wie es ist. Ich bin
ganz zufrieden!«
Das passierte oft. Es war wie in einem Klima der Angst, und das in
dieser doch vorgeblich so freien Regierungsform. Die unschuldige
einfache Frau aus dem Volke wagte nicht, in meiner Gegenwart offen
zu sprechen, sobald ich in der schlichten Uniform des Soldaten auf sie
zutrat. Ich war erschüttert. Und dies wiederholte sich in etwa drei
Viertel der Fälle. Das letzte Viertel der befragten Personen sagte:
»Sind Sie hier der neue Ordner? Endlich spricht das mal einer aus!
Das ist so eine Sauerei! Die gehören sofort ins Gefängnis!«
»Sie fordern also Zuchthaus?«
»Mindestens!«
»Ich hatte angenommen, die Todesstrafe gäbe es nicht mehr …«
»Leider!«