ZWEITE SZENE
Ein Staatszimmer im Palast.
(Trompetenstoß. Richard als König auf seinem Thron, Buckingham, Catesby, ein Edelknabe und andre.)
Richard.
Steht alle seitwärts. – Vetter Buckingham –
Buckingham.
Mein gnäd'ger Fürst?
Richard.
Gib mir die Hand. So hoch, durch deinen Rat
Und deinen Beistand, sitzt nun König Richard.
Doch soll der Glanz uns einen Tag bekleiden,
Wie, oder dauern und wir sein uns freun?
Buckingham.
Stets leb' er, möge dauern immerdar!
Richard.
Ah, Buckingham! den Prüfstein spiel ich jetzt,
Ob du dich wohl als echtes Gold bewährst.
Der junge Eduard lebt: rat, was ich meine.
Buckingham.
Sprecht weiter, bester Herr.
Richard.
Ei, Buckingham, ich möchte König sein.
Buckingham.
Das seid Ihr ja, mein hochberühmter Fürst.
Richard.
Ha! bin ich König? Wohl, doch Eduard lebt.
Buckingham.
Wahr, edler Prinz.
Richard.
O bittre Folgerung!
Daß Eduard stets noch lebt: »Wahr, edler Prinz.« -
Vetter, du warst ja sonst so blöde nicht.
Sag ich's heraus? Die Buben wünsch ich tot
Und wollt', es würde schleunig ausgeführt.
Was sagst du nun? Sprich schleunig, faß dich kurz.
Buckingham.
Eu'r Hoheit kann verfahren nach Belieben.
Richard.
Pah, pah! Du bist wie Eis; dein Eifer friert.
Sag, bist du es zufrieden, daß sie sterben?
Buckingham.
Laßt mich ein Weilchen Atem schöpfen, Herr,
Eh' ich bestimmt in dieser Sache rede.
Ich geb Eu'r Hoheit alsobald Bescheid.
(Buckingham ab.)
Catesby (beiseit).
Der König ist erzürnt, er beißt die Lippe.
Richard (steigt vom Thron).
Ich will mit eisenköpf'gen Narrn verhandeln,
Mit unbedachten Burschen; keiner taugt mir,
Der mich mit überlegtem Blick erspäht.
Der hochgestiegne Buckingham wird schwierig. –
He, Bursch!
Edelknabe.
Mein Fürst?
Richard.
Weißt du mir keinen, den bestechend Gold
Wohl zu verschwiegnem Todeswerk versuchte?
Edelknabe.
Ich kenne einen mißvergnügten Mann,
Des niedrer Glücksstand seinem Stolz versagt.
Gold wär' so gut bei ihm wie zwanzig Redner
Und wird gewiß zu allem ihn versuchen.
Richard.
Wie ist sein Name?
Edelknabe.
Herr, sein Nam' ist Tyrrel.
Richard.
Ich kenne schon den Mann; geh, Bursche, hol ihn her. –
(Edelknabe ab.)
Der tiefbedächt'ge schlaue Buckingham
Soll nicht mehr Nachbar meines Rates sein.
Hielt er so lang mir unermüdet aus
Und muß nun Atem schöpfen? Wohl, es sei. -
(Stanley tritt auf.)
Lord Stanley, nun? was gibt es Neues?
Stanley.
Wißt, gewogner Herr,
Der Marquis Dorset, hör ich, ist entflohn
Zum Richmond, in die Lande, wo er lebt.
Richard.
Catesby, komm her. Bring ein Gerücht herum,
Gefährlich krank sei Anna, mein Gemahl;
Ich sorge schon, zu Hause sie zu halten.
Find einen Mann von schlechter Herkunft aus,
Dem ich zur Frau des Clarence Tochter gebe; -
Der Jung' ist törlich, und ich fürcht ihn nicht.
Sieh, wie du träumst! Ich sag's nochmal: streu aus,
Anna, mein Weib, sei krank und wohl zum Sterben.
Ans Werk! Mir liegt zu viel dran, jede Hoffnung
Zu hemmen, deren Wachstum schaden kann. –
(Catesby ab.)
Heiraten muß ich meines Bruders Tochter,
Sonst steht mein Königreich auf dünnem Glas.
Erst ihre Brüder morden, dann sie frein!
Unsichrer Weg ~ Doch wie ich einmal bin,
So tief im Blut, reißt Sünd' in Sünde hin.
Beträntes Mitleid wohnt nicht mir im Auge. –
(Der Edelknabe kommt mit Tyrrel zurück.)
Dein Nam' ist Tyrrel?
Tyrell .
James Tyrrel, Eu'r ergebner Untertan.
Richard.
Bist du das wirklich?
Tyrell .
Prüft mich, gnäd'ger Herr.
Richard.
Schlügst du wohl einen meiner Freunde tot?
Tyrell .
Wie's Euch beliebt; doch lieber noch zwei Feinde.
Richard.
Da triffst du's eben, zwei Erzfeinde sind's,
Verstörer meiner Ruh' und süßen Schlafs,
An denen ich dir gern zu schaffen gäbe.
Tyrrel, ich mein im Turm die Bastardbuben.
Tyrell .
Gebt mir zu ihnen offnen Zutritt nur,
So seid Ihr bald der Furcht vor ihnen los.
Richard.
Du singst mir süßen Ton. Hieher komm, Tyrrel:
Geh, auf dies Unterpfand - Steh auf und leih dein Ohr.
(Flüstert ihm zu.)
Nichts weiter braucht es. Sag, es sei geschehn,
Und lieben und befördern will ich dich.
Tyrell .
Ich will es gleich vollziehn. (Ab.)
(Buckingham kommt zurück.)
Buckingham.
Mein Fürst, ich hab erwogen im Gemüt
Den Wunsch, um den Ihr eben mich befragtet.
Richard.
Laß gut sein. Dorset ist geflohn zum Richmond.
Buckingham.
Ich höre so, mein Fürst.
Richard.
Stanley, er ist Eu'r Stiefsohn. - Wohl, gebt acht.
Buckingham.
Mein Fürst, ich bitt um mein versprochnes Teil,
Wofür Ihr Treu' und Ehre mir verpfändet;
Die Grafschaft Hereford und ihr fahrend Gut,
Die ich, wie Ihr verspracht, besitzen soll.
Richard.
Stanley, gebt acht auf Eure Frau: befördert
Sie Brief' an Richmond, steht Ihr dafür ein.
Buckingham.
Was sagt Eu'r Hoheit auf die bill'ge Fordrung?
Richard.
Es ist mir noch im Sinn, Heinrich der Sechste
Weissagte, Richmond würde König werden,
Da er ein klein verzognes Bübchen war.
König! - vielleicht –
Buckingham.
Mein Fürst-
Richard.
Wie kam's, daß der Prophet nicht damals mir,
Der ich dabeistand, sagt', ich würd' ihn töten?
Buckingham.
Mein Fürst, die mir versprochne Grafschaft –
Richard.
Richmond! - Ich war letzthin in Exeter,
Da wies der Schulz verbindlich mir das Schloß
Und nannt' es Rougemont; bei dem Namen stutzt' ich,
Weil mir ein Bard' aus Irland einst gesagt,
Nicht lange lebt' ich, wenn ich Richmond sähe.
Buckingham.
Mein Fürst –
Richard.
Was ist die Uhr?
Buckingham.
Ich bin so dreist, Eu'r Hoheit zu erinnern
An was Ihr mir verspracht.
Richard.
Gut, doch was ist die Uhr?
Buckingham.
Zehn auf den Schlag.
Richard.
Nun gut, so laß es schlagen.
Buckingham.
Warum es schlagen lassen?
Richard.
Weil zwischen deiner Bitt' und meinem Denken
Du wie ein Glockenhans den Hammer hältst.
Ich bin nicht in der Gebelaune heut.
Buckingham.
Nun, so erklärt Euch, ob Ihr wollt, ob nicht.
Richard.
Du störst mich nur; ich bin nicht in der Laune.
(Richard mit seinem Gefolge ab.)
Buckingham.
So steht's? Bezahlt er meine wicht'gen Dienste
Mit Hohn? Macht' ich zum König dazu ihn?
O laß mich Hastings warnen und, derweilen