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Richard III - Kapitel 6
日期:2019-06-24 13:19  点击:285
ZWEITER AUFZUG
ERSTE SZENE
London. Ein Zimmer im Palast.
 
(König Eduard wird krank herein geführt; Königin Elisabeth, Dorset, Rivers, Hastings, Buckingham, Grey und andre treten auf.)
 
Eduard.
 
So recht! ich schafft' ein gutes Tagewerk. –
 
Ihr Pairs, verharrt in diesem ein'gen Bund!
 
Ich warte jeden Tag auf eine Botschaft,
 
Daß mein Erlöser mich erlöst von hier;
 
Die Seele scheidet friedlich nun zum Himmel,
 
Da ich den Freunden Frieden gab auf Erden.
 
Rivers und Hastings, reichet euch die Hände,
 
Hegt nicht verstellten Haß, schwört Lieb' euch zu.
 
Rivers.
 
Beim Himmel, meine Seel' ist rein von Groll,
 
Die Hand besiegelt meine Herzensliebe.
 
Hastings.
 
So geh's mir wohl, wie ich dies wahrhaft schwöre.
 
Eduard.
 
Gebt acht! treibt keinen Scherz vor eurem König!
 
Auf daß der höchste König aller Kön'ge
 
Die Falschheit nicht zuschanden mach' und jeden
 
Von euch erseh', des andern Tod zu sein.
 
Hastings.
 
Mög' ich gedeihn, wie echte Lieb' ich schwöre!
 
Rivers.
 
Und ich, wie ich von Herzen Hastings liebe!
 
Eduard.
 
Gemahl, Ihr seid hier selbst nicht ausgenommen; -
 
Noch Eu'r Sohn Dorset; - Buckingham, noch ihr; -
 
Ihr waret widerwärtig miteinander.
 
Frau, liebe Hastings, laß die Hand ihn küssen,
 
Und was du tust, das tue unverstellt.
 
Elisabeth.
 
Hier, Hastings! Nie des vor'gen Hasses denk ich:
 
So mög' ich samt den Meinigen gedeihn!
 
Eduard.
 
Dorset, umarm ihn. - Liebt den Marquis, Hastings.
 
Dorset.
 
Ja, dieser Tausch der Lieb', erklär ich, soll
 
Von meiner Seite unverletzlich sein.
 
Hastings.
 
Das schwör auch ich.
 
(Er umarmt Dorset.)
 
Eduard.
 
Nun siegle, edler Buckingham, dies Bündnis:
 
Umarm auch du die Nächsten meiner Frau,
 
Und mach in eurer Eintracht mich beglückt.
 
Buckingham. (zur Königin)
 
Wenn Buckingham je wendet seinen Haß
 
Auf Eure Hoheit, nicht mit schuld‘ger Liebe
 
Euch und die Euren hegt, so straf‘ mich Gott
 
Mit Haß, wo ich am meisten Lieb' erwarte!
 
Wann ich am meisten einen Freund bedarf,
 
Und sichrer bin als je, er sei mein Freund:
 
Dann grundlos, hohl, verrätrisch, voll Betrug
 
Mög‘ er mir sein! Vom Himmel bitt ich dies,
 
Erkaltet meine Lieb‘ Euch und den Euren.
 
(Er umarmt Rivers und die übrigen.)
 
Eduard.
 
Ein stärkend Labsal, edler Buckingham,
 
Ist meinem kranken Herzen dies dein Wort.
 
Nun fehlt nur unser Bruder Gloster hier
 
Zu dieses Friedens segensreichem Schluß.
 
Buckingham.
 
Zur guten Stunde kommt der edle Herzog.
 
Gloster. (tritt auf).
 
Guten Morgen meinem hohen Fürstenpaar!
 
Und, edle Pairs, euch einen frohen Tag!
 
Eduard.
 
Froh, in der Tat, verbrachten wir den Tag.
 
Bruder, wir schafften hier ein christlich Werk,
 
Aus Feindschaft Frieden, milde Lieb‘ aus Haß,
 
Bei diesen hitzig aufgereizten Pairs.
 
Gloster.
 
Gesegnetes Bemühn, mein hoher Herr!
 
Wenn jemand unter dieser edeln Schar
 
Auf falschen Argwohn oder Eingebung
 
Mich hält für seinen Feind;
 
Wenn ich unwissend oder in der Wut
 
Etwas begangen, das mir irgendwer,
 
Hier gegenwärtig, nachträgt: so begehr ich,
 
In Fried‘ und Freundschaft mich ihm auszusöhnen.
 
In Feindschaft stehen, ist mein Tod; ich haß es,
 
Und wünsche aller guten Menschen Liebe. –
 
Erst, gnäd'ge Frau, erbitt ich wahren Frieden
 
Von Euch, den schuld‘ger Dienst erkaufen soll; -
 
Von Euch, mein edler Vetter Buckingham,
 
Ward jemals zwischen uns ein Groll beherbergt; -
 
Von Euch, Lord Rivers - und, Lord Grey, von Euch:
 
Die all ohn‘ Ursach‘ scheel auf mich gesehn; -
 
Von Euch, Lord Woodville - und, Lord Seales, von Euch;-
 
Herzöge, Grafen, Edle - ja, von allen.
 
Nicht einen weiß ich, der in England lebt,
 
Mit dem mein Sinn den mindsten Hader hätte,
 
Mehr als ein heute nacht gebornes Kind.
 
Ich danke meinem Gott für meine Demut.
 
Elisabeth.
 
Ein Festtag wird dies künftig für uns sein:
 
Gott gebe, jeder Zwist sei beigelegt!
 
Mein hoher Herr, ich bitt Eu‘r Hoheit, nehmt
 
Zu Gnaden unsern Bruder Clarence an.
 
Gloster.
 
Wie? bot ich darum Liebe, gnäd‘ge Frau,
 
Daß man mein spott‘ in diesem hohen Kreis?
 
Wer weiß nicht, daß der edle Herzog tot ist?
 
(Alle fahren zurück.)
 
Zur Ungebühr verhöhnt Ihr seine Leiche.
 
Eduard.
 
Wer weiß nicht, daß er tot ist? Ja, wer weiß es?
 
Elisabeth.
 
Allseh‘nder Himmel, welche Welt ist dies!
 
Buckingham.
 
Seh ich so bleich, Lord Dorset, wie die andern?
 
Dorset.
 
Ja, bester Lord; und niemand hier im Kreis,
 
Dem nicht die Röte von den Wangen wich.
 
Eduard.
 
Starb Clarence? Der Befehl war widerrufen.
 
Gloster.
 
Der Arme starb auf Euer erst Geheiß,
 
Und das trug ein geflügelter Merkur.
 
Ein lahmer Bote trug den Widerruf,
 
Der allzuspät, ihn zu begraben, kam.
 
Geb‘ Gott, daß andre, minder treu und edel,
 
Näher durch blut‘gen Sinn, nicht durch das Blut,
 
Nicht mehr verschulden als der arme Clarence
 
Und dennoch frei umhergehn von Verdacht!
 
(Stanley tritt auf.)
 
Stanley.
 
Herr, eine Gnade für getanen Dienst!
 
Eduard.
 
O laß mich, meine Seel‘ ist voller Kummer.
 
Stanley.
 
Ich will nicht aufstehn, bis mein Fürst mich hört.
 
Eduard. So sag mit eins, was dein Begehren ist.
 
Stanley.
 
Herr, das verwirkte Leben meines Dieners,
 
Der einen wilden Junker heut erschlug,
 
Vormals in Diensten bei dem Herzog Norfolk.
 
Eduard.
 
Sprach meine Zunge meines Bruders Tod
 
Und spräch nun eines Knechts Begnadigung?
 
Kein Mord, Gedanken waren sein Vergehn,
 
Und doch war seine Strafe bittrer Tod.
 
Wer bat für ihn? wer kniet‘ in meinem Grimm
 
Zu Füßen mir und hieß mich überlegen?
 
Wer sprach von Bruderpflicht? wer sprach von Liebe?
 
Wer sagte mir, wie diese arme Seele
 
Vom mächt'gen Warwick ließ und für mich focht?
 
Wer sagte mir, wie er zu Tewkesbury
 
Mich rettet‘, als mich Oxford niederwarf,
 
Und sprach: »Leb, und sei König, lieber Bruder«?
 
Wer sagte mir, als wir im Felde lagen,
 
Fast totgefroren, wie er mich gehüllt
 
In seinen Mantel und sich selber preis,
 
Ganz nackt und bloß, der starren Nachtluft gab?
 
Dies alles rückte viehisch wilde Wut
 
Mir sündhaft aus dem Sinn, und euer keiner
 
War so gewissenhaft, mich dran zu mahnen.
 
Wenn aber eure Kärrner, eu‘r Gesinde
 
Totschlag im Trunk verübt und ausgelöscht
 
Das edle Bildnis unsers teuern Heilands,
 
Dann seid ihr auf den Knien um Gnade, Gnade,
 
Und ich muß ungerecht es zugestehn.
 
Für meinen Bruder wollte niemand sprechen,
 
Noch sprach ich selbst mir für die arme Seele,
 
Verstockter! zu. Der Stolzeste von euch
 
Hatt‘ ihm Verpflichtungen in seinem Leben,
 
Doch wollte keiner rechten für sein Leben.
 
O Gott! ich fürchte, dein Gericht vergilt's
 
An mir und euch, den Meinen und den Euren. –
 
Komm, Hastings, hilf mir in mein Schlafgemach.
 
O armer Clarence!
 
(Der König, die Königin, Hastings, Rivers, Dorset und Grey ab.)
 
Gloster.
 
Das ist die Frucht des Jähzorns! - Gabt ihr acht,
 
Wie bleich der Kön‘gin schuldige Verwandte
 
Aussahn, da sie von Clarence‘ Tode hörten?
 
Oh, immer setzten sie dem König zu!
 
Gott wird es rächen. Wollt ihr kommen, Lords,
 
Daß wir mit unserm Zuspruch Eduard trösten?
 
Buckingham.
 
Zu Euer Gnaden Dienst.
 
(Alle ab.) 

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