»Ich kann Ihnen auch etwas anderes …«
»Nein, nein, ich bin’s ja gewohnt.«
»Aber Sie könnten einen Bellini nehmen.«
»Bellini? Wie die Dame?«
»Ja, sicher. Der könnte was für Sie sein. Warten Sie!«
Während Sawatzki davonsprang, stand ich etwas unentschlossen
herum, für einen Moment erinnerte mich all das an jene furchtbaren
Augenblicke in den Jahren meiner politischen Anfänge, zu Beginn der
Kampfzeit, als ich noch nicht in die Gesellschaft eingeführt war und
mich dort oftmals noch ein wenig verloren fühlte. Allerdings dauerte
diese unschöne Erinnerung wirklich nur den Bruchteil einer Sekunde,
denn kaum hatte sich Sawatzki abgewandt, als eine junge brünette
Dame auf mich zukam und sagte:
»Das war total gut! Wie kommt man bloß auf so was wie die
Hausmaus und die Feldmaus?«
»Das können Sie auch«, sagte ich zuversichtlich. »Sie müssen nur
mit offenen Augen durch die Natur gehen. Aber viele Deutsche haben
leider heute verlernt, die einfachen Dinge zu sehen. Darf ich fragen,
welche Ausbildung Sie genossen haben …«
»Ich studiere noch«, sagte sie, »Sinologie, Theaterwissenschaften
und …«
»Um Gottes willen«, lachte ich, »hören Sie auf! Ein hübsches Mädel
wie Sie und solch ein verkopfter Unfug! Suchen Sie sich lieber einen
tapferen jungen Mann, und tun Sie etwas für die Erhaltung des
deutschen Blutes!«
Sie lachte sehr ansehnlich: »Das ist Messed Ekting, oder?«
»Da ist er ja!«, rief hinter mir die Dame Bellini. Sie kam mit
Sensenbrink und dem gequält lächelnden Wizgür im Schlepptau und
gesellte sich zu uns. »Lasst uns anstoßen! Wir sind doch alle Profis
hier. Und rein professionell muss man anerkennen: Das war eine
Supersendung! So was hat es bisher nicht gegeben. Das wird die
Erfolgskombination!«
Sensenbrink verteilte eifrig Gläser mit Schaumwein, während
Sawatzki zurückkehrte und mir ein Glas mit etwas Apricotfarbenem in
die Hand drückte.
»Was ist das?«
»Probieren Sie ruhig«, sagte er und erhob sein Glas. »Meine
Herrschaften: Auf den Führer!«
»Auf den Führer!«