Es sind die Momente der Krise, die den wahren Führer offenbaren.
In denen er Nervenstärke zeigt, Durchhaltewillen, unbedingte
Entschlossenheit, obgleich die Welt sich gegen ihn stellt. Wenn
Deutschland mich nicht gehabt hätte, wäre 1936 niemand ins
Rheinland einmarschiert. Alle haben sie gezittert, wir hätten nichts tun
können, wenn der Gegner sich zum Losschlagen entschlossen hätte,
gerade einmal fünf Divisionen hatten wir einsatzbereit, die Franzosen
allein das Sechsfache, und dennoch habe ich es gewagt. Niemand
hätte das getan außer mir, und ich habe in jener Zeit genau
beobachtet, wer zu mir stand, mit den Beinen oder mit dem Herzen,
das Schwert in der Hand, Seite an Seite.
Und es sind jene Momente der Krise, in denen das Schicksal auch
die wahren Getreuen offenbart. Es sind diese Momente des Zweifels,
in denen aus dem Wagnis der Erfolg erwächst, wenn – aber nur
wenn – der fanatische Glaube ungebrochen ist. Wo man diejenigen
erkennt, die diesen Glauben nicht haben, sondern die nur in banger
Erwartung verfolgen, auf welche Seite sie sich zu schlagen haben.
Eine Führernatur muss diese Leute im Auge behalten. Es ist möglich,
sie zu benutzen, jedoch darf man nicht den Erfolg der Bewegung von
ihnen abhängig machen. Sensenbrink war einer von ihnen.
Sensenbrink trug das, was man in diesen Tagen wohl unter einem
erstklassigen Anzug versteht. Er versuchte gelassen zu wirken, aber
ich sah natürlich, dass er blass war, die Blässe des Spielers, der weiß,
dass er den Verlust nicht ertragen könnte, mehr noch, dass er den
Augenblick nicht ertragen könnte, in dem deutlich wird, dass der
Verlust unabwendbar ist. Diese Sorte von Menschen hat nie ein
eigenes Ziel vor Augen, sie wählen jeweils das Ziel, das den nächsten
Erfolg verspricht, und sie erkennen dabei nicht, dass dieser Erfolg
niemals ihr eigener sein wird. Diese Menschen hoffen, sie wären
Erfolgsmenschen, doch sie sind nur Erfolgsbegleiter, und weil sie das
ahnen, fürchten sie den Augenblick der Niederlage, in dem deutlich
wird, dass der Erfolg nicht nur nicht der ihre ist, sondern sogar nicht
einmal von ihrer Begleitung abhängig ist. Sensenbrink bangte um
seine Reputation, nicht um die nationale Sache. Es war absolut sicher,
dass Sensenbrink niemals für Deutschland und mich vor der
Feldherrnhalle im Kugelhagel verbluten würde. Im Gegenteil: Wie
zufällig gesellte er sich näher zur Dame Bellini, und wer nicht völlig
blind war, konnte sehen, dass trotz all seines aufgeblasenen
Selbstbewusstseins es letztlich er war, der sich von ihr moralische
Unterstützung erhoffte. Das verwunderte mich nicht.