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Er ist wieder da:xiv-7
日期:2019-06-03 13:46  点击:218
Ich ging mit festem Schritt hinter die Kulissen. Aus dem Publikum
war noch immer kein Laut zu hören. Der Dame Bellini flüsterte gerade
ein Kollege etwas ins Ohr. Ich stellte mich neben sie und beobachtete
wieder das Publikum. Die Augen der Menschen waren verwirrt, sie
suchten Halt auf der Bühne und schweiften zurück zu dem
Moderatorenschreibtisch. Dort saß jener Wizgür und klappte auf der
Suche nach einer launigen Verabschiedung ratlos den Mund auf und
zu. Es war jene sichtliche Überforderung, die im Publikum einen
wahren Lachsturm hervorrief. Ich verfolgte nicht unzufrieden seine
völlige Unfähigkeit, die letzten Endes in einem lauwarmen »Bis zum
nächsten Mal und schalten Sie wieder ein« versiegte. Die Bellini
räusperte sich. Sie schien für einen Augenblick unsicher, so beschloss
ich, ihr etwas Mut zuzusprechen.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte ich ihr.
»So?«, meinte sie. »Wissen Sie das?«
»Natürlich«, antwortete ich. »Mir ging es einmal ähnlich. Wir hatten
erstmals den Circus-Krone-Bau angemietet, und es war nicht sicher,
ob …«
»Entschuldigen Sie«, sagte die Bellini, »ein Anruf.«
Sie zog sich in einen Winkel der Kulissen zurück und hob ihr mobiles
Telefongerät ans Ohr. Was sie hörte, schien ihr nicht zu gefallen. Ich
versuchte gerade, ihre Miene zu deuten, als ich eine Hand an der
Uniform spürte. Es war jener Wizgür, der mich am Kragen riss. Sein
Gesicht hatte nichts Heiteres mehr. Mir wurde wieder einmal
schmerzlich das Fehlen meiner SS bewusst, als er mich an die
Kulissen drückte und zwischen den Zähnen hervorstieß:
»Du Arschloch schließt dich hier nicht irgendwelchen Vorrednern
an!«
Aus den Augenwinkeln sah ich einige Ordner herbeilaufen. Wizgür
stieß mich nochmals an die Wand, ließ mich aber los. Sein Kopf war
dunkelrot. Dann drehte er sich um und schrie: »Was läuft hier für eine
abgewichste Scheiße? Ich dachte, der macht hier sein NaziProgramm!« Mit unverminderter Lautstärke wandte er sich dann an
den neben uns stehenden Hotelreservierer Sawatzki: »Wo ist die
Carmen? Wo? Ist? Die? Carmen?!«
Blass, aber straff gespannt eilte die Dame Bellini herbei. Ich
überlegte, ob ich in jenem Augenblicke mit ihrer vollen Bündnistreue
rechnen konnte, kam aber zu keinem endgültigen Ergebnis. Sie
machte beschwichtigende Handbewegungen und öffnete den Mund zu
einer Äußerung, kam jedoch nicht dazu.
»Carmen! Endlich! Hier läuft eine Riesenscheiße ab! Hast du das
gesehen? Hast du das gesehen? Was ist das für ein Arschloch? Du
hast gesagt, ich mache meine Ausländernummer und der macht
seinen Nazi-Scheiß. Du hast gesagt, er wird mir widersprechen! Er
wird sich über Türken im Fernsehen aufregen oder so! Und jetzt das!
Was heißt hier ›Anhänger der Bewegung‹? Welche Bewegung? Wieso
Anhänger? Wie stehe ich denn jetzt da?«
»Ich hab dir aber auch gesagt, dass er anders ist«, sagte die Bellini,
die sich erstaunlich rasch wieder vollkommen in den Griff bekam.
»Das ist mir scheißegal«, schäumte jener Wizgür, »ich sage es hier
und jetzt: Ich will diese Drecksau nicht mehr in meiner Sendung. Der
hält sich an keine Absprachen! Ich lass mir von dem Arschloch nicht
die Sendung ruinieren.«
»Bleib ruhig«, sagte die Bellini jetzt mit einer eigentümlich sanftenergischen Stimme. »Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen.«
»Ist alles in Ordnung?«, fragte einer der beiden Saalordner.
»Schon klar«, sagte die Dame Bellini beschwichtigend, »ich habe
das hier unter Kontrolle. Beruhige dich, Ali.« 

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