Die Bibel berichtet von einer großen Flut, welche die Erde überschwemmte. Nur Noah, seine Familie und die Tiere in der Arche überlebten. Ist das nur ein Mythos oder hat es tatsächlich stattgefunden?
Manche Menschen glauben, dass die meisten Geschichten in der Bibel Gleichnisse sind. Das bedeutet, dass sie nicht so stattgefunden haben, sondern erzählt werden, damit man daraus lernen kann. Andere Menschen glauben, dass alles so passiert ist, wie es in der Bibel steht. Deswegen suchen Wissenschaftler nach Beweisen, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Das Interessanteste an der Sintflut-Geschichte ist die Tatsache, dass es diese Geschichte auch in den Überlieferungen vieler anderer Völker gibt. Die bekannteste ist das so genannte Gilgamesch-Epos der Sumerer. Einige der Überlieferungen sind der biblischen Sintflut-Erzählung sehr ähnlich.
In der Bibel findet man die Geschichte im 6. Kapitel des Buches Genesis. Dieses Buch wird manchmal auch als das 1. Buch Mose bezeichnet. Im 14. Vers (die Kurzschreibweise dafür lautet: Gen 6,14) steht: "Baue dir eine Arche aus harzigem Holz, mache sie aus Rohrgeflecht und überziehe sie innen und außen mit Pech." Eine richtige Bauanleitung also.
Sintflut im Schwarzen Meer?
Vor einigen Jahren haben zwei amerikanische Meeres-Geologen, Walter Pitman und William Ryan, die Theorie vorgestellt, dass sich die Sintflut-Katastrophe am Schwarzen Meer abgespielt haben soll. Heute ist das Schwarze Meer mit dem Marmarameer und dem Mittelmeer durch eine Meerenge, den Bosporus, verbunden. Aber das war nicht immer so.
Die Forscher erkannten durch Bohrungen im Meeresboden, dass das Schwarze Meer früher ein See mit Süßwasser war. Vor etwa 7.600 Jahren hat sich das ganz plötzlich geändert. Auf einmal lebten dort Salzwasser-Fische und Muscheln. Zu dieser Zeit ging die letzte Eiszeit zu Ende. Damals war ganz Europa mit Eis bedeckt, das durch die Erderwärmung langsam abschmolz. So ist der Pegel der Meere gestiegen. Irgendwann war der Wasserdruck so groß, dass das Wasser durch die heutige Meerenge Bosporus drängte und sich in das Schwarze Meer ergoß.
Menschen berichteten von der Flut
Menschen, die damals dort in der Nähe gewohnt haben, sind vermutlich ertrunken. Menschen, die weiter weg lebten, konnten sich zwar retten, haben aber alles verloren: Ihr Haus und ihren Ackerboden. Bei einer Überflutung durch einen Fluß geht das Wasser zurück, aber das Schwarze Meer ist damals immer höher gestiegen, ohne dass der Pegel wieder fiel. Die Menschen mussten sich also eine neue Heimat suchen.
Manche von ihnen sind nach Ägypten gezogen, manche nach Mesopotamien oder in andere Regionen. Und sie haben dort natürlich erzählt, was ihnen passiert ist: Dass das Meer innerhalb weniger Tagen immer weiter gestiegen ist und all ihr Hab und Gut verschlungen hat. Diese Geschichte hat die Menschen in der neuen Heimat der Flüchtlinge so beeindruckt, dass sie Teil der jeweiligen Überlieferungen wurde und so auch in die Bibel gelangt ist.