Wirklich erfreulich war nur eines: Der deutsche Jude war auch nach
sechzig Jahren nachhaltig dezimiert. Etwa 100000 zählte man noch,
gerade ein Fünftel des Vorkommens von 1933 – das Bedauern
darüber hielt sich in Grenzen, was logisch schien, aber nicht unbedingt
zu erwarten gewesen war. Angesichts des Aufschreis, den etwa das
Schwinden des deutschen Waldes verursachte, hätte man hier ja auch
eine Art semitischer »Wiederaufforstung« für möglich halten können.
Doch Neuansiedlungen und die sonst vor allem bei Gebäuden beliebte
sentimentalitätsbedingte Wiederherstellung alter Zustände (Dresdner
Frauenkirche, Semperoper u.a.m.) war meines Wissens völlig
ausgeblieben.
Fraglos hatte die Schaffung eines Staates Israel hier eine gewisse
Entlastung besorgt, sinnvollerweise hatte man den Staat inmitten
arabischer Völker platziert, sodass alle Beteiligten auf Jahrzehnte und
Jahrhunderte hinaus unablässig miteinander beschäftigt waren. Die –
zweifellos ungewollte – Folge des Judenschwundes war zudem ein
sogenanntes Wirtschaftswunder gewesen. Die demokratische
Geschichtsschreibung rechnete das natürlich dem feisten Erhard und
seinen angloamerikanischen Helfershelfern zu, jeder normale Mensch
konnte allerdings sehen, dass dieser Wohlstand Hand in Hand mit
dem Verschwinden der jüdischen Parasiten zusammenging. Wer es
noch immer nicht hatte glauben mögen, brauchte nur in den östlichen
Teil des Landes sehen, wo man – Gipfel der Idiotie – jahrzehntelang
eigens den Bolschewisten und seine jüdischen Lehren importiert hatte.
Da hätte man genauso gut eine Horde degenerierter Affen
wirtschaften lassen können, die hätten es besser hinbekommen. Die
sogenannte Wiedervereinigung hatte daran nichts gebessert, man
hatte allenfalls den Eindruck, man hätte die Affen gegen andere Affen
ausgetauscht. Es gab ein Millionenheer an Arbeitslosen und eine
stumme Wut in der Bevölkerung, eine Unzufriedenheit mit den
Zuständen, die mich an 1930 erinnerte, nur dass es damals dafür
noch nicht dieses treffende Wort gab: »Politikverdrossenheit« – es
besagte, dass man ein Volk wie das deutsche nicht unbegrenzt
blenden kann.
Anders ausgedrückt: Alles in allem war die Lage für mich
hervorragend. So hervorragend, dass ich gleich beschloss, die
Situation im Auslande genauer zu überprüfen. Leider wurde ich davon
durch eine dringende Botschaft abgehalten. Jemand wandte sich
unbekannterweise mit einem militärischen Problem an mich, und da
ich ja derzeit gerade keinen Staat zu leiten hatte, beschloss ich
kurzfristig, jenen Volksgenossen zu unterstützen. Die nächsten
dreieinhalb Stunden verbrachte ich daher mit einer Minenräum-Übung
namens Minesweeper.