An diesem Beispiel kann man im Übrigen ausgezeichnet verfolgen,
dass der Rassenkampf längst nicht beendet ist, dass er auch und
sogar verstärkt in der Natur weiterwogt, das leugnet nicht einmal die
bürgerlich-liberale Presse dieser Gegenwart. Man liest ja immer
wieder von amerikanischen schwarzen Eichhörnchen, die die hiesigen,
dem Deutschen lieb gewordenen hellbraunen Eichhörnchen
verdrängen, von afrikanischen Ameisenstämmen, die über Spanien
einwandern, von indogermanischen Springkräutern, die sich hier
breitmachen. Dieser letzte Vorgang ist freilich vorbildlich, arische
Pflanzen beanspruchen hier selbstverständlich völlig zu Recht den
ihnen zustehenden Siedlungsraum. Dieses neuartige, kampfkräftigere
Laub nun habe ich zwar noch nicht zu Gesicht bekommen, die Blätter
auf dem Parkplatze des Hotels schienen mir vollkommen normal, aber
das Blasegerät ließ sich natürlich genauso gut gegen herkömmliches
Laub einsetzen. Mit einem Königstiger bekämpft man ja auch nicht nur
den T-34, sondern im Bedarfsfalle ebenso einen der veralteten BT-7.
Als ich den Mann das erste Mal beobachtete, war ich äußerst
ungehalten. Ich war am Morgen wach geworden, es mag wohl so
gegen neun Uhr gewesen sein, von einem infernalischen Lärm, als
läge man mit dem Kopfkissen neben einer Stalinorgel. Ich stand
wutentbrannt auf, eilte ans Fenster, sah hinaus und erblickte jenen
Mann, der dort mit dem Blasegerät hantierte. Daraufhin wurde ich
sofort noch wütender, weil mir ein Blick auf die umstehenden Bäume
verriet, dass es sich um einen ausgesprochen windigen Tag handelte.
Es war, so viel ließ sich eindeutig erkennen, völlig unsinnig, an jenem
Tage Laub gezielt von irgendwo nach irgendwo anders hinblasen zu
wollen. Ich gedachte zunächst, hinauszustürzen und ihn entrüstet zur
Rede zu stellen, doch dann besann ich mich eines Besseren. Denn ich
befand mich im Unrecht.
Der Mann hatte einen Befehl bekommen. Der Befehl lautete: Laub
blasen. Und er führte diesen Befehl aus. Mit einer fanatischen Treue,
die Zeitzler gut zu Gesicht gestanden hätte. Ein Mann befolgte einen
Befehl, so einfach war das. Und klagte er dabei? Heulte er auf, das sei
doch sinnlos bei diesem Wind? Nein, er erfüllte tapfer und stoisch
lärmend seine Pflicht. Wie die treuen Männer der SS. Da haben
Tausende ohne Rücksicht auf die eigene Belastung ihre Aufgabe
erfüllt, obwohl man da auch hätte jammern können: »Was sollen wir
denn mit den vielen Juden? Das hat doch alles keinen Sinn mehr, die
werden ja schneller angeliefert, als wir sie in die Gaskammern treiben
können!«
Ich war so ergriffen, ich kleidete mich rasch an, ich ging hinaus, ich
trat zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Mein
lieber Mann, ich will mich bei Ihnen bedanken. Für Menschen wie Sie
führe ich meinen Kampf fort. Denn ich weiß: Aus diesem
Laubblasegerät, ja aus jedem Laubblasegerät in diesem Lande strömt
der glühende Atem des Nationalsozialismus.«
Genau das ist der fanatische Wille, den dieses Land braucht. Und
ein wenig davon hoffte ich auch in Sensenbrink geweckt zu haben.