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Er ist wieder da:x-2
日期:2019-04-22 10:47  点击:217
»Also – äh – ist das Ihr Ernst?«
»Haben Sie die Reichskanzlei zuletzt mal gesehen?«
Er lachte. »So schlimm?«
»Ich weiß nicht, was es da zu lachen gibt«, sagte ich, »es war
furchtbar.«
»Na schön«, sagte Sensenbrink, »ich bin kein Experte, aber
irgendwelche Unterlagen wird man schon brauchen. Wo waren Sie
denn vorher gemeldet? Oder versichert?«
»Ich hatte schon immer eine gewisse Abneigung gegen
Bürokratien«, sagte ich, »ich bevorzugte es, die Gesetze selbst zu
gestalten.«
»Puuh«, ächzte Sensenbrink. »Also so einen Fall hatte ich noch
nicht. Na ja, mal sehen, was wir hinkriegen. Aber wir brauchen
natürlich in jedem Fall Ihren richtigen Namen.«
»Hitler«, sagte ich, »Adolf.«
»Hören Sie, ich habe ja wirklich Verständnis für Ihre Situation. Der
Atze Schröder macht das genauso, der will ja auch abseits der Bühne
seine Ruhe haben, und gerade bei Ihrem heiklen Thema ist schon
klar, dass man da als Künstler durchaus vorsichtig sein sollte – aber
ob die Ämter das genauso sehen?«
»Die Details interessieren mich nicht …«
»Das glaub ich gerne«, lachte Sensenbrink für mich ein wenig zu
herablassend. »Sie sind mir der rechte Künstler. Aber es wäre wirklich
einfacher. Sehen Sie, steuerlich ist das ja kein Problem. Das
Finanzamt ist das einzige Amt, dem das wurscht ist, die besteuern
notfalls auch Illegale, mit denen können Sie auch irgendwie
Barzahlung vereinbaren. Und was Zahlungsabwicklungen angeht,
können wir Ihnen natürlich mit der Kontoführung zur Hand gehen,
wenn Ihnen das nichts ausmacht, dann wäre das mit den Banken
auch zunächst nicht so wichtig. Aber Einwohnermeldebehörden oder
Sozialversicherung, ich weiß wirklich nicht, ob wir das hinbekommen.«
Ich spürte, dass der Mann jetzt moralische Unterstützung brauchte.
Man darf die Truppe nicht überfordern. Es kommt schließlich nicht alle
Tage vor, dass der längst tot geglaubte Reichskanzler putzmunter
durch das Land läuft.
»Das muss schwer für Sie sein«, sagte ich nachsichtig.
»Was?«
»Nun, Sie treffen sicher nicht oft jemanden wie mich.«
Sensenbrink lachte gleichmütig.
»Aber sicher. Das ist ja schließlich unser Job.«
Seine Gelassenheit war so überraschend, dass ich nachhaken
musste: »Da gibt es noch mehr wie mich?«
»Also, Sie wissen ja wohl selbst am besten, dass es jede Menge
Leute in Ihrer Branche gibt …«, sagte Sensenbrink.
»Und Sie bringen die alle in den Rundfunk?«
»Da hätten wir ja viel zu tun! Nein, wir nehmen nur die unter Vertrag,
an die wir auch glauben.«
»Das ist sehr gut«, bestärkte ich ihn, »man muss für die Sache mit
einem geradezu fanatischen Glauben kämpfen. Haben Sie dann auch
Antonescu? Oder den Duce?«
»Wen?«
»Sie wissen schon: Mussolini.«
»Nein!«, sagte Sensenbrink so entschieden, dass ich das
Kopfschütteln durch den Hörer hindurch sehen konnte. »Was sollten
wir denn mit einem Antonini? Den kennt doch keiner.«
»Oder Churchill? Eisenhower? Chamberlain?«
»Ach, jetzt versteh ich, worauf Sie hinauswollen!«, rief Sensenbrink
ins Telefon. »Nein, wo wäre denn da der Witz? Völlig unverkäuflich,
nein, nein, Sie machen das schon genau richtig. Wir bleiben bei einer
Figur, wir bleiben bei unserem Hitler!«
»Sehr gut«, lobte ich und bohrte gleich nach: »Und wenn jetzt
morgen Stalin kommt?« 

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