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Er ist wieder da:ix-4
日期:2019-04-19 09:57  点击:230
»Ja, was wollen Sie denn sonst reinschreiben?«
»Also, entschuldigen Sie, wenn ich das jetzt noch mal frage, aber:
Heißen Sie wirklich so?«
»Nein«, sagte ich gequält, »ich heiße natürlich nicht wirklich so.
Wirklich heiße ich Schmul Rosenzweig.«
»Wusste ich’s doch«, sagte sie hörbar erleichtert, »wie schreibt man
das – Schmul? Mit ›h‹?«
»Das war ein Scherz!«, schrie ich in den Hörer.
»Ach so. Oje! Schade.«
Ich hörte, wie sie etwas mehrfach durchstrich. Dann sagte sie:
»Ich – bitte, ich fürchte, es ist besser, wenn Sie vielleicht doch kurz
vorbeischauen? Ich brauche irgendetwas wie einen Pass von Ihnen.
Und Ihre Bankverbindung.«
»Fragen Sie Bormann«, sagte ich recht abrupt ins Telefon und legte
auf. Dann setzte ich mich hin. Das war in der Tat ärgerlich. Und
schwierig. Bedauernd, ja beinahe betrübt schweiften meine Gedanken
zurück zum getreuen Bormann. Bormann, der mir stets die
abendlichen Spielfilme bestellte, sodass ich nach einem Tage
angestrengter Kriegsführung auch ein wenig entspannen konnte.
Bormann, der die Sache mit den Anwohnern am Obersalzberg so
reibungslos geregelt hatte. Bormann, der sich praktischerweise auch
um meine Einnahmen aus dem Buchverkauf gekümmert hatte,
Bormann, der Treueste der Treuen. Bei ihm hatte ich vieles, ja das
weitaus meiste in den besten Händen gewusst. Bormann, das konnte
man als Gewissheit betrachten, hätte auch derlei Verträge reibungslos
erledigt. »Letzte Mahnung, Frau Knistergeräusch. Sie erstellen jetzt
diese Vertragsunterlagen freiwillig, oder Sie und Ihre gesamte Familie
finden sich in Dachau wieder. Und Sie wissen ja, wie viele Leute da
zurückkommen.« Das wurde schon damals unterschätzt, dieses
Einfühlungsvermögen Bormanns, wie der Mann mit Menschen
umgehen konnte. Der hätte mir ruckzuck eine Wohnung besorgt,
untadelige persönliche Unterlagen, Bankkonten, alles. Oder, bei
genauerer Betrachtung war wohl eher die Vermutung angebracht, er
hätte dafür gesorgt, dass niemand ein zweites Mal nach solcherlei
bürokratischem Firlefanz fragt. Aber gut, es musste jetzt ohne ihn
gehen. Und irgendwie musste die Sache doch auch von der Aktenlage
her unter Dach und Fach gebracht werden. Wie ich das in dreißig
Jahren handhaben würde, blieb dahingestellt, aber vorerst musste ich
wohl oder übel den derzeitigen Gepflogenheiten folgen. Ich kam ins
Grübeln.
Ich würde mich wohl bei einem Einwohner-Amte melden müssen.
Allerdings hatte ich weder Wohnort noch Herkunftsnachweis. Die
Solidität meiner Existenz beruhte im Wesentlichen auf meinem
Wohnort im Hotel und meiner Anerkennung durch die
Produktionsfirma, doch auf dem Papiere hatte ich nichts vorzuweisen.
Grimmig ballte ich die Faust und hob sie zur Zimmerdecke. Das
Papier, die deutsche bürgerliche Beamtenbürokratie mit ihren
kleingeistigen engherzigen Regelungen, wieder einmal warf mir der
ewige Klotz am Hals des deutschen Volkes seine spinnenfingrigen
Knüppel zwischen die Beine. Schier ausweglos schien meine Lage, als
das Telefon erneut läutete – und mich nur meine eiserne
Entschlossenheit, die Geistesgegenwart und Entscheidungsfreude des
einstigen Frontsoldaten zum Ziel brachte. Ich hob ab, sicher, eine
Lösung zu finden, aber noch ungewiss, wie.
»Hier ist noch mal Frau Krwtsczyk von Flashlight.«
Und dann war es einfach.
»Wissen Sie was«, sagte ich, »verbinden Sie mich mit
Sensenbrink.« 

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