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Er ist wieder da:viii-5
日期:2019-03-15 15:03  点击:227
»Nein, ich meinte: Was wollten Sie uns denn heute vortragen?«
»Ich sage nichts mehr über Polen!«, warf Sawatzki grinsend ein.
»Schön«, sagte ich, »das wird uns alle voranbringen. Ich denke, die
Frage ist klar: Wie können Sie mir helfen, Deutschland zu helfen?«
»Wie wollen Sie denn Deutschland helfen?«, fragte die Dame Bellini,
und dabei zwinkerte sie mir und den anderen Anwesenden seltsam zu.
»Ich denke, Sie alle hier wissen im tiefsten Grunde Ihres Herzens,
was dieses Land braucht. Ich habe auf dem Wege hierher die Räume
gesehen, in denen Sie gezwungen sind zu arbeiten. Diese
Lagerhallen, in denen Sie und Ihre Genossen Frondienste leisten
müssen. Speer war auch nicht zimperlich, als es um den effizienten
Einsatz von Fremdarbeitern ging, aber diese Enge …«
»Das sind Großraumbüros«, sagte einer der Herren, »das gibt es
doch überall.«
»Wollen Sie etwa behaupten, das sei Ihre Idee gewesen?«, bohrte
ich nach.
»Was heißt hier ›meine Idee‹«, sagte er und sah sich lachend im
Kreise um, »ich meine, wir haben das alle hier entschieden …«
»Sehen Sie«, sagte ich, stand auf und wandte mich direkt an Frau
Bellini, »das ist mein Thema. Ich rede von Verantwortung. Ich rede
von Entscheidungen. Wer hat diese Massenkäfige da installiert? War
er das?«, und dabei wies ich auf den Herrn, dessen Idee das nicht
gewesen war. »Oder er?« Jetzt fasste ich den Nachbarn von
Sensenbrink ins Auge. »Oder der Herr Sawatzki – aber da habe ich
meine ernsten Zweifel. Ich weiß es nicht. Noch besser: Die Herren
wissen es selber nicht. Und was sollen nun Ihre Arbeiter tun, wenn sie
am Arbeitsplatze ihr eigenes Wort nicht verstehen? Wenn sie ein
Vermögen für Klingeltöne ausgeben müssen, nur damit sie ihr Telefon
von dem des Nachbarn unterscheiden können? Wer ist
verantwortlich? Wer hilft dem deutschen Arbeiter in der Not? Zu wem
sollen sie gehen? Hilft der Vorgesetzte? Nein, denn der da schickt die
Leute zu dem da und der wieder zu jenem! Und ist das ein Einzelfall?
Nein, das ist kein Einzelfall, sondern eine schleichende Krankheit
überall in Deutschland! Wenn Sie heute eine Tasse Kaffee kaufen,
wissen Sie noch, wer dafür die Verantwortung trägt? Wer diesen
Kaffee kocht? Der Herr hier«, und hierbei wies ich erneut auf den
Herrn, dessen Idee das nicht gewesen war, »dieser Herr hier glaubt
natürlich, das wäre der Herr Starbuck gewesen. Aber Sie, Frau Bellini,
und ich, wir beide wissen: Dieser Starbuck kann nicht überall zugleich
kochen. Niemand weiß, von wem der Kaffee kommt, wir wissen nur:
Der Starbuck, der war es nicht. Und wenn Sie in die Reinigung gehen,
wissen Sie da noch, wer Ihre Uniform gereinigt hat? Wer ist denn
dieser vermeintliche Yilmaz? Sehen Sie, und deswegen brauchen wir
einen Wandel in Deutschland. Eine Revolution. Wir brauchen
Verantwortung und Stärke. Eine Führung des Landes, die
Entscheidungen trifft und für sie haftet, mit Leib, Leben, allem. Denn
wenn Sie Russland angreifen wollen, können Sie nicht mal sagen:
Ach, das haben wir alle irgendwie entschieden, so wie das der Herr
Kollege hier gerne hätte. Ob wir jetzt Moskau einkreisen, da setzen wir
uns alle zusammen und stimmen per Handzeichen ab! Das ist ja auch
wunderbar bequem, und wenn’s schiefgeht, dann waren wir’s auch alle
zusammen, oder noch besser: Das Volk war’s selber, weil das hat uns
ja gewählt. Nein, Deutschland muss wieder wissen: Russland, das war
nicht der Brauchitsch, das war nicht der Guderian, das war nicht der
Göring – das war ich. Die Autobahnen – das war nicht irgendein
Hanswurst, das war der Führer! Und so muss das wieder im ganzen
Land sein! Wenn man morgens ein Brötchen isst, dann weiß man, das
war der Bäcker. Wenn Sie morgen in die Resttschechei
einmarschieren, wissen Sie, das war der Führer.«
Damit setzte ich mich wieder.
Um mich herrschte Stille. 

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