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Er ist wieder da:vii-2
日期:2019-03-15 14:39  点击:225
Wenn sich aber selbst in dieser bescheidenen Unterkunft kein Radio
befand, sondern ausschließlich ein Fernsehgerät, dann war der
Schluss unvermeidlich, dass der Fernsehapparat von beiden das
wichtigere Medium geworden war.
Ich setzte mich konsterniert auf das Bett.
Ich gebe zu, ich war einstmals stolz gewesen, dass ich es in langem
selbstständigem Studium so weit gebracht hatte, die jüdischverwinkelten
Lügen der Presse mit blitzartiger Klarheit in jeglicher
Verkleidung zu entlarven. Aber hier half mir meine Kunstfertigkeit nicht
weiter. Hier gab es nur Kauderwelsch-Radio und Kochfernsehen.
Welche Wahrheit sollte hier schon verheimlicht werden?
Gab es Lügenrüben?
Gab es Lügenlauch?
Doch wenn dies das Medium der Zeit war – und daran bestand kein
Zweifel –, dann blieb mir keine Wahl. Ich musste den Inhalt dieses
Fernsehgeräts verstehen lernen, ich musste ihn in mich aufsaugen,
selbst wenn er noch so geistig minderbemittelt und widerwärtig war
wie das Schachtelessen der dicken Frau. Entschlossen stand ich auf,
füllte mir an der Waschzeile eine Kanne mit Wasser, nahm mir ein
Glas, trank einen Schluck und setzte mich so gewappnet vor das
Gerät.
Ich schaltete erneut ein.
Im ersten Kanal hatte der Lauchkoch seine Zubereitungen
inzwischen eingestellt, stattdessen äußerte sich ein Gärtner unter der
Bewunderung einer nickenden Fernsehangestellten über Schnecken
und deren bestmögliche Bekämpfung. Das war für die Volksernährung
selbstverständlich von beträchtlicher Bedeutung, aber als Inhalt einer
Fernsehübertragung? Vielleicht kam es mir auch deshalb so
überflüssig vor, weil wenige Sekunden später nahezu wortgleich ein
anderer Gärtner dasselbe verkündete, nun aber in einem anderen
Kanal und anstelle des Rübenkochs. In mir wuchs daher eine gewisse
Neugier, ob unterdessen möglicherweise auch die dicke Frau in den
Garten gewechselt war, um dort statt ihrer Tochter die Schnecken zu
bekämpfen. Dem war allerdings nicht so.
Der Fernsehapparat hatte offenbar mitbekommen, dass ich
zwischenzeitlich andere Programme betrachtet hatte, jedenfalls fasste
ein Sprecher für mich das einstweilen Geschehene noch einmal
zusammen. Menndi, so bilanzierte der Sprecher, hatte ihren
Ausbildungsplatz verloren und mochte das Essen ihrer Mutter nicht
verzehren. Die Mutter war unglücklich. Dazu wurden erneut jene Bilder
gezeigt, die ich doch eine Viertelstunde zuvor selbst gesehen hatte.
»Gut, gut!«, sagte ich laut, damit es der Fernsehapparat auch
mitbekam, »aber so ausführlich müssen Sie es nicht machen, ich bin
doch nicht senil.«
Ich schaltete weiter. Hier tat sich inzwischen etwas Neues. Der
Fleischkoch war verschwunden, auch kein Kleingärtner hielt
Vorlesungen, sondern gezeigt wurden nun die Abenteuer eines
Anwalts, offenbar eine Art Episodenreihe. Der Anwalt hatte einen Bart
wie Buffalo Bill, und sämtliche Darsteller sprachen und bewegten sich,
als wäre die Stummfilmära erst am Vortage beendet worden.
Insgesamt war es eine sehr heitere Stümperei, bei der ich mehrfach
laut lachen musste, auch wenn mir im Nachhinein nicht mehr ganz klar
war, weshalb – vielleicht lag es einfach nur an der Erleichterung, dass
einmal niemand kochte oder sich mit dem Schutz von Salatköpfen
befasste. 

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