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Er ist wieder da:iii-4
日期:2019-02-26 16:15  点击:284
»Na, mein Führer, wie war die Nacht?«
Und dabei riss er ohne die geringste Verzögerung seine
Verkaufsöffnung auf, worauf ein besonders grelles Licht den Kiosk
blendend erhellte. Ich stöhnte auf, kniff die gepeinigten Augen zu,
mühte mich, mir die Umstände meines Aufenthalts ins Gedächtnis zu
rufen. Im Führerbunker war ich nicht, das stand mir sofort wieder in
aller Deutlichkeit vor Augen. Ansonsten hätte ich diesen Trampel
sofort standrechtlich erschießen lassen können. Dieser morgendliche
Terror war ohne Wenn und Aber die reinste Wehrkraftzersetzung.
Dennoch hielt ich an mich, wurde meiner neuen Situation gewahr, ja
sprach mir selbst beruhigend zu, dass dieser Kretin aufgrund seines
Broterwerbs wohl keine Alternative hatte und es auf seine tölpelhafte
Weise wahrscheinlich sogar gut mit mir zu meinen glaubte.
»Auf geht’s«, krähte der Krämer nun, »kommen Sie, helfen Sie mir
mal!« Und dabei deutete er nickend mit seinem Kopf auf etliche
transportable Zeitschriftenhalter, von denen er einen bereits nach
außen schob.
Ich quälte mich seufzend hoch, um, noch immer ermüdet, seinem
Wunsche zu folgen. Es war schon paradox: Vorgestern hatte ich noch
die 12. Armee verschoben, heute waren es Regale. Mein Blick fiel auf
das neue Heft von »Wild und Hund«. Manches gab es also immer
noch. Und obwohl ich nie ein leidenschaftlicher Jäger gewesen bin, im
Gegenteil die Jagd schon immer eher kritisch betrachtet habe, packte
mich doch in jenem Augenblick kurz die Sehnsucht, diesem seltsamen
Alltag zu entfliehen, mit einem Hund durch die Natur zu streifen, in der
Natur Auge in Auge mit der Kreatur das Werden und Vergehen der
Welt zu verfolgen … Dann riss ich mich aus meinen Träumereien. In
wenigen Minuten richteten wir nun gemeinsam seinen Kiosk zum
Verkaufe her. Der Krämer holte zwei Klappstühle heraus und stellte
sie vor dem Häuschen in die Sonne. Er bot mir einen Platz an, holte
eine Zigarettenschachtel aus der Hemdtasche, klopfte einige
Zigaretten aus der Öffnung und hielt sie mir hin.
»Ich rauche nicht«, schüttelte ich den Kopf, »doch danke.«
Er nahm eine Zigarette, steckte sie in seinen Mund, holte ein
Feuerzeug aus seiner Hosentasche und entzündete sie. Er sog den
Rauch ein, ließ ihn dann genussvoll ausströmen und sagte:
»Ahhh – und jetzt ein Kaffee! Für Sie auch? Das heißt, wenn Sie
mögen – ich habe hier nur Pulverkaffee.«
Das war nicht überraschend. Natürlich blockierte der Engländer nach
wie vor die Seewege, dieses Problem hatte ich zur Genüge
kennenlernen »dürfen«, es war nur verständlich, dass in meiner
Abwesenheit die wie auch immer geartete oder benannte neue
Reichsführung mit der Lösung überfordert gewesen sein musste – und
es noch immer war. Die tapfere, leidensfähige deutsche Bevölkerung
musste also wie seit so langer Zeit mit Ersatzmitteln arbeiten.
Muckefuck hatte man den Kaffeeersatz wohl genannt, und mir fiel
sofort auch wieder der pappsüße Presskornriegel ein, der hier
notgedrungen in der Rolle des guten deutschen Brotes dilettieren
musste. Und der bedauernswerte Zeitungskrämer schämte sich vor
seinem Gast, weil er im Würgegriff der britischen Parasiten der
Menschheit nichts Besseres anzubieten hatte. Es war schier
empörend. Eine Welle der Rührung stieg in mir hoch.
»Sie können nichts dafür, guter Mann«, beruhigte ich ihn, »ich bin
ohnehin kein Liebhaber des Kaffees. Für ein Glas Wasser wäre ich
jedoch dankbar.«
So verbrachte ich meinen ersten Morgen in dieser seltsamen neuen
Zeit an der Seite des rauchenden Zeitungskrämers, begleitet vom
festen Vorsatz, so lange die Bevölkerung zu studieren und aus ihrem
Verhalten neue Erkenntnisse zu gewinnen, bis möglicherweise der
Krämer aufgrund seiner angedeuteten Beziehungen tatsächlich eine
kleine Tätigkeit für mich vermitteln konnte. 

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