Der Einfältige ist manches Mal weiser als der Überkluge, wie diese Fabel bezeuget.
Ein Fuchs begegnete einer Katze und fing an, mit ihr zu reden und sprach: ich grüß dich, Schwester. Die Katz antwortet: Heil sei mit dir. Der Fuchs drauf: was kannst du? Die Katz: ich hab allein ein wenig Kunst zu springen. Da sprach der Fuchs: bei meinem Haupt, so währt dein Leben nicht lang, da du unweise zu allen Dingen bist. Antwortet die Katz: ja, Herr Fuchs, dem ist also, wie du sagest, aber ich bitt dich, sei so gütig und sag mir, wieviel kannst du Künste? Darauf sagte der Fuchs: ich kann wohl hundert Künste und nicht mittelmäßige, und jede kann mich ernähren und von Sorg und Angst befreien. – So gebührt dir billig langes Leben, sprach die Katz. Dieweil sie aber also miteinander redeten, sahen sie einen Reiter daherkommen mit zwei feurigen Hunden, da die den Fuchs und die Katz erblickten, fingen sie an schnell wider sie zu laufen. Da sprach der Fuchs: wir müssen fliehen, die Katz aber: es tut nicht not. Der Fuchs wieder: fürwahr, es wird not sein, als ich sehe; die Katz aber: es mag sein, sorge ein jeder für sich selbst. Da nahmen sie beide die Flucht, aber die Katz fand einen großen Baum, auf den sprang sie und war erlöst von aller Sorge und schrie aus der Höhe dem Fuchsen nach: o Bruder Fuchs, such herfür eine von den hundert Künsten, die du kannst. Aber die Hunde fingen den Fuchs und töteten ihn.
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