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Vater Goriot 高老头-184
日期:2018-11-02 11:26  点击:278
»Nanu? Soll man das mit begraben?« erwiderte Sylvia. »Es ist doch aus Gold.«
 
»Gewiß«, erwiderte Eugen empört, »er soll wenigstens das einzige mitnehmen, was ihn an seine Töchter erinnern kann.«
 
Als der Leichenwagen kam, ließ Eugen den Sarg noch einmal nach oben schaffen, öffnete ihn und legte fromm auf die Brust des Alten das Bild einer Zeit, als Anastasie und Delphine noch Kinder, jungfräulich und rein waren, als sie nicht »räsonierten«, wie der Alte in seinen Todesschreien gesagt hatte. Rastignac und Christoph begleiteten allein mit zwei Leichenträgern den Wagen, der den Alten zur nahen Kirche St-Étienne du Mont brachte. Dort wurde die Leiche in einer kleinen dunklen Kapelle aufgebahrt. Der Student suchte vergebens die beiden Töchter und ihre Gatten. Er war allein mit Christoph, der sich verpflichtet fühlte, einem Mann die letzte Ehre zu erweisen, von dem er einige gute Trinkgelder bekommen hatte. Während sie auf die beiden Priester, den Chorknaben und den Kirchendiener warteten, drückte Rastignac Christoph stumm die Hand.
 
»Ja, Herr Eugen«, sagte Christoph, »er war ein braver und ehrlicher Mann, der niemals ein Wort zu laut sagte, der niemandem was zuleide tat und keine böse Tat auf dem Gewissen hatte.«
 
Die beiden Priester und ihr Gefolge kamen und leisteten alles, was man für siebzig Francs haben kann in einer Zeit, in der die Kirche nicht reich genug ist, um gratis zu beten. Die Kirchenleute sangen einen Psalm, das »Libera« und das »De Profundis«. Der Gottesdienst dauerte zwanzig Minuten. Es war nur ein Trauerwagen da für den Priester und einen Chorknaben, die aber Eugen und Christoph mitnahmen.
 
»Es ist kein Trauergefolge da«, sagte der Priester, »wir können schnell fahren, damit wir uns nicht verspäten, es ist fünfeinhalb Uhr!«
 
Als jedoch der Sarg auf den Leichenwagen gesetzt wurde, erschienen zwei wappengeschmückte Wagen, die des Grafen Restaud und des Barons de Nücingen. Die Wagen waren leer. Sie folgten dem Zuge bis zum Père Lachaise. Um sechs Uhr wurde der Leichnam des Vaters Goriot in die Gruft gesenkt. Ringsumher standen die Diener seiner Töchter, die mit den Geistlichen verschwanden, sobald das kurze Gebet gesprochen war, das der Student mit seinem Gelde bezahlt hatte. Als die beiden Totengräber einige Schaufeln Erde auf den Sarg geworfen hatten, um ihn zu bedecken, richteten sie sich auf. Der eine wandte sich an Rastignac und bat um ein Trinkgeld. Eugen durchsuchte seine Taschen, fand aber nichts. Er mußte sich bei Christoph ein Francstück leihen. Diese Tatsache, so unbedeutend sie an sich sein mochte, übte auf Eugen eine niederschmetternde Wirkung aus. Der Tag ging zur Neige, eine feuchte Dämmerung stieg herauf und legte sich beängstigend auf die Nerven. Er warf noch einmal einen Blick auf das Grab. Eine letzte Träne tropfte auf die Schollen, die letzte Träne des Jünglings, die aus reinen Empfindungen und reinem Herzen kam, eine dieser Tränen, die von der Erde, auf die sie fallen, zum Himmel aufsteigen. Er kreuzte die Arme und sah dem Spiel der Wolken zu. Christoph, der ihn so sah, ließ ihn allein. 

Er war mit einigen Schritten auf dem höchsten Punkt des Friedhofes angelangt und sah Paris sich längs der beiden Ufer des Flusses dahinwinden. Hier und da begannen die Lichter aufzuflammen. Seine Augen hingen beinahe gierig an dem Raum zwischen der Vendômesäule und dem Invalidendom, dort, wo die vornehme Welt lebte, in die er einst hatte eindringen wollen. Er warf auf diesen summenden Bienenkorb einen Blick, als wollte er allen Honig daraus einsaugen. Dann sprach er das stolze Wort:
 
»Jetzt haben wir zwei es miteinander zu tun.« Und der erste Akt seiner Herausforderung an die Gesellschaft bestand darin, daß er zum Diner der Madame de Nücingen ging.

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