»Ich segne sie«, sagte er mit einer letzten Anstrengung, »segne . . .«
Er brach plötzlich zusammen. In diesem Augenblick betrat Bianchon das Zimmer.
»Ich habe Christoph getroffen«, sagte er, »er holt dir einen Wagen.«
Dann betrachtete er den Kranken und öffnete ihm die Augenlider. Die beiden Studenten sahen, daß das Auge kalt und glasig geworden war.
»Er wird nicht mehr zur Besinnung kommen«, sagte Bianchon, »ich glaube es nicht.«
Er fühlte den Puls und legte die Hand auf das Herz des Alten.
»Die Maschine läuft noch; aber in diesem Falle ist das ein Unglück, es wäre besser, er stürbe.«
»Wahrhaftig, ja«, sagte Rastignac.
»Was hast du nur, du bist so bleich wie der Tod.«
»Mein Freund, ich habe Schreie und Klagen hören müssen . . . Es gibt einen Gott! Ja, es gibt einen Gott, und er hat eine bessere Welt geschaffen, oder unsere Erde ist ein Unsinn. Wenn es nicht so tragisch gewesen wäre, hätte ich geweint, aber Herz und Brust waren mir wie zugeschnürt.«
»Wir werden noch vieles zu bezahlen haben, woher das Geld nehmen?«
Rastignac zog seine Uhr aus der Tasche.
»Versetze sie, ich will mich unterwegs nicht aufhalten, denn ich habe Angst, eine Minute zu verlieren, und ich warte auf Christoph. Ich habe nicht einen Heller mehr, der Kutscher muß bezahlt werden, wenn er zurückkommt.«
Rastignac stürzte hinaus und begab sich zur Rue du Helder, zu Madame de Restaud. Unterwegs nahm seine Empörung durch die Erinnerung an das furchtbare Schauspiel, dem er beigewohnt hatte, immer mehr zu. Als er im Vorzimmer war und Madame de Restaud verlangte, wurde ihm erklärt, sie sei nicht zu sprechen.
»Ich komme von ihrem Vater«, sagte er zum Kammerdiener, »der im Sterben liegt.«
»Mein Herr, wir haben die striktesten Anweisungen vom Herrn Grafen . . .«