Rastignac begleitete Delphine bis zu ihrer Wohnung. Aber da ihn der Zustand des Vaters beunruhigte, weigerte er sich, mit ihr zu essen, und ging zum Hause Vauquer zurück. Vater Goriot war aufgestanden und im Begriff, sich zu Tisch zu setzen. Bianchon hatte sich einen Platz so gewählt, daß er das Gesicht des Alten gut studieren konnte. Als der Student sah, wie er sein Brot nahm und daran roch, um die Qualität des Mehls festzustellen, erkannte er an den Bewegungen, daß der Alte sich seiner Handlungen nicht mehr bewußt war. Bianchon machte eine Geste, die nichts Gutes zu bedeuten hatte.
»Komm her zu mir, Herr Hilfsarzt vom Cochin«, sagte Eugen.
Bianchon folgte dieser Aufforderung um so lieber, als er mehr in die Nähe des alten Pensionsgastes kam.
»Was hat er?« fragte Rastignac.
»Wenn ich mich nicht irre, ist es aus mit ihm. Irgend etwas Außergewöhnliches muß in ihm vorgegangen sein, er scheint mir unter dem Druck eines drohenden Schlaganfalls zu stehen. Während die unteren Partien des Gesichts ziemlich ruhig sind, zieht sich oben alles unwiderstehlich zur Stirn hin, siehst du! Die Augen sind in dem eigenartigen Zustand, der das Eindringen des Blutes ins Gehirn ankündigt. Sieht es nicht aus, als wären sie voll feinen Staubes? Morgen früh werde ich mehr wissen.«
»Gibt es irgendein Mittel?«
»Es gibt keins. Vielleicht kann man den Tod hinausschieben, wenn man eine Reaktion nach unten, vor allem nach den Beinen, herbeiführt. Aber wenn morgen abend die Symptome nicht aufhören, ist der arme Alte verloren. Weißt du etwa, was seine Krankheit herbeigeführt hat? Er muß einen schweren Schlag erlitten haben, unter dem seine seelische Widerstandsfähigkeit zusammengebrochen ist.«
»Ja«, sagte Rastignac, der daran denken mußte, wie die beiden Töchter unablässig auf das Herz des Alten eingeschlagen hatten.
Delphine, dachte er, liebt wenigstens noch ihren Vater.