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Vater Goriot 高老头-139
日期:2018-10-27 09:01  点击:281
In diesem hübschen Boudoir, in dem es sich so angenehm auf Delphine warten ließ und das ein wenig sein Eigentum geworden war, sah er sich so fern von dem Rastignac, der vor einem Jahre nach Paris gekommen war, daß er sich schließlich als Ergebnis dieser Untersuchung fragen mußte, ob er in diesem Moment noch derselbe Mensch sei.
 
Die Worte Thereses: »Madame befindet sich in ihrem Zimmer«, schreckten ihn aus seinem Nachsinnen auf.
 
Er fand Delphine, frisch und ausgeruht, in einem Sessel am Kamin. Als er sie so sah unter Fluten von Musselin, konnte er sie nur mit jenen indischen Pflanzen vergleichen, die in der Blüte schon die Frucht tragen.
 
»Da sind Sie«, sagte sie bewegt.
 
»Raten Sie, was ich Ihnen bringe?« fragte Eugen, der sich neben ihr niederließ und ihr die Hand küßte.
 
Madame de Nücingen konnte eine Bewegung freudiger Überraschung nicht verbergen, als sie die Einladung las. Sie sah Eugen mit tränenfeuchten Augen an und zog ihn in einer Aufwallung befriedigter Eitelkeit an sich.
 
»Und Ihnen (›Du‹, sagte sie ihm ins Ohr, ›Therese ist in meinem Toilettenzimmer, wir müssen vorsichtig sein‹), Ihnen verdanke ich dieses Glück? Ja, ich wage es, dies ein Glück zu nennen. Wenn Sie es sind, der dies für mich erreicht hat, so ist es mehr als ein bloßer Triumph der Eitelkeit. Sie halten mich jetzt vielleicht für leichtfertig, kleinlich und frivol wie nur eine Pariserin. Aber bedenken Sie, mein Freund, daß ich bereit bin, Ihnen alles zu opfern. Ich wünsche nur deshalb glühender als je, im Faubourg St-Germain zu verkehren, weil ich Sie dort treffe.«
 
»Finden Sie nicht«, sagte Eugen, »daß Madame de Beauséant uns zu verstehen gibt, sie wünsche nicht den Baron de Nücingen auf ihrem Ball zu treffen?«
 
»In der Tat«, sagte sie, indem sie Eugen den Brief zurückgab. »Diese Frauen sind genial unverschämt. Aber was tut's, ich gehe hin. Auch meine Schwester wird da sein, ich weiß, daß sie sich eine entzückende Toilette machen läßt. Eugen«, fügte sie leise hinzu, »sie geht nur zum Ball, um ein bloßes Gerede zu widerlegen. Nücingen hat mir heute morgen gesagt, daß man im Klub ganz offen über sie gesprochen habe. Mein Gott, an welchem Seidenfaden hängt oft die Ehre der Frauen und der Familien! Ich fühle mich selbst in der Person meiner Schwester angegriffen und beleidigt. Man erzählt, daß Herr de Trailles Wechsel in Höhe von 100 000 Francs unterschrieben hat, die fast alle verfallen sind, und daß man ihn verfolgen wird. In dieser äußersten Notlage soll meine Schwester ihre Diamanten an einen Wucherer verkauft haben, den ganzen schönen Schmuck, den Sie bewundern konnten und der von der Mutter des Herrn de Restaud stammt. Man spricht seit zwei Tagen nur von dieser Geschichte. Ich verstehe es unter diesen Umständen, daß Anastasie sich eine silberbestickte Robe hat machen lassen und daß sie bei Madame de Beauséant in ihrem ganzen Glanze und mit ihren Diamanten erscheinen will, um aller Blicke auf sich zu lenken. Aber ich will ihr nicht nachstehen. Sie hat immer versucht, mich auszustechen, sie war niemals gut zu mir, obwohl ich ihr so viel Dienste erwiesen und ihr immer Geld gegeben habe, wenn sie keines hatte . . . Aber, lassen wir die Welt, heute will ich ganz glücklich sein.« 

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