In diesem hübschen Boudoir, in dem es sich so angenehm auf Delphine warten ließ und das ein wenig sein Eigentum geworden war, sah er sich so fern von dem Rastignac, der vor einem Jahre nach Paris gekommen war, daß er sich schließlich als Ergebnis dieser Untersuchung fragen mußte, ob er in diesem Moment noch derselbe Mensch sei.
Die Worte Thereses: »Madame befindet sich in ihrem Zimmer«, schreckten ihn aus seinem Nachsinnen auf.
Er fand Delphine, frisch und ausgeruht, in einem Sessel am Kamin. Als er sie so sah unter Fluten von Musselin, konnte er sie nur mit jenen indischen Pflanzen vergleichen, die in der Blüte schon die Frucht tragen.
»Da sind Sie«, sagte sie bewegt.
»Raten Sie, was ich Ihnen bringe?« fragte Eugen, der sich neben ihr niederließ und ihr die Hand küßte.
Madame de Nücingen konnte eine Bewegung freudiger Überraschung nicht verbergen, als sie die Einladung las. Sie sah Eugen mit tränenfeuchten Augen an und zog ihn in einer Aufwallung befriedigter Eitelkeit an sich.
»Und Ihnen (›Du‹, sagte sie ihm ins Ohr, ›Therese ist in meinem Toilettenzimmer, wir müssen vorsichtig sein‹), Ihnen verdanke ich dieses Glück? Ja, ich wage es, dies ein Glück zu nennen. Wenn Sie es sind, der dies für mich erreicht hat, so ist es mehr als ein bloßer Triumph der Eitelkeit. Sie halten mich jetzt vielleicht für leichtfertig, kleinlich und frivol wie nur eine Pariserin. Aber bedenken Sie, mein Freund, daß ich bereit bin, Ihnen alles zu opfern. Ich wünsche nur deshalb glühender als je, im Faubourg St-Germain zu verkehren, weil ich Sie dort treffe.«
»Finden Sie nicht«, sagte Eugen, »daß Madame de Beauséant uns zu verstehen gibt, sie wünsche nicht den Baron de Nücingen auf ihrem Ball zu treffen?«