Eugen war wie versteinert über die unerschöpfliche Aufopferung dieses Mannes. Er sah ihn mit der naiven Bewunderung an, die bei der Jugend zugleich Glaube ist.
»Ich werde mich aller dieser Wohltaten würdig zeigen«, rief er.
»Oh, Eugen, wie schön, daß Sie das sagen!«
Madame de Nücingen küßte den Studenten auf die Stirn.
»Um deinetwegen hat er Fräulein Taillefer und ihre Millionen ausgeschlagen«, sagte Goriot. »Ja, sie liebte Sie, die Kleine, und jetzt, wo ihr Bruder tot ist, ist sie reich wie ein Krösus.«
»Warum müssen Sie das sagen«, rief Eugen.
»Eugen«, sagte ihm Delphine ins Ohr, »jetzt habe ich für heute abend etwas zu bereuen. Aber ich werde Sie dafür ewig und aufrichtig lieben!«
»Das ist der schönste Tag, den ich seit eurer Hochzeit gehabt habe«, rief Vater Goriot. »Der liebe Gott mag mich leiden lassen, soviel er will – wenn es nur nicht durch euch ist –, immer werde ich mir sagen: Im Februar dieses Jahres bin ich einen Augenblick lang glücklicher gewesen, als die anderen Menschen es in ihrem ganzen Leben sein können. – Sieh mich einmal an, Fifine«, sagte er zu seiner Tochter. – »Ist sie nicht schön? Sagen Sie, haben Sie schon viele Frauen getroffen, die so frische Farben und so reizende Grübchen haben? Nein, nicht wahr? Später, wenn Sie sie glücklich machen, wird sie noch viel schöner werden. Wenn Sie meinen Platz im Paradies haben wollen, Nachbar, so nehmen Sie ihn, ich kann jetzt zur Hölle fahren. Aber essen wir, essen wir«, fuhr er fort, »alles gehört uns.« Er wußte schon nicht mehr, was er sagte.
»Der arme Vater!«
Er stand auf, ging zu ihr, nahm ihren Kopf in die Hände und küßte sie auf ihre Stirnlocken. »Wenn du wüßtest, mein Kind, mit wie wenigem du mich glücklich machen kannst! Besuche mich öfter, wenn ich da oben bin, für dich sind es nur ein paar Schritte.«
»Ja, lieber Vater.«