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Vater Goriot 高老头-121
日期:2018-10-26 14:36  点击:289
Er zog die Uhr hervor und bewunderte sie noch einmal.
 
So ist alles noch gut geworden. Wenn man sich recht für immer liebt, kann man einander helfen, und ich kann das Geschenk annehmen. Später, wenn ich Erfolg habe, kann ich alles hundertfach zurückgeben. In dieser Verbindung ist nichts Verbrecherisches, nichts, woran auch die strengste Tugend Anstoß nehmen könnte. Wieviel ehrenwerte Menschen leben in ähnlichen Verhältnissen! Wir betrügen niemanden, und das, was erniedrigt, ist nur die Lüge. Lügen – heißt das nicht, auf seine Menschenwürde verzichten? Zudem werde ich mit dem Elsässer sprechen; ich werde ihm sagen, daß er seine Frau doch nicht glücklich machen kann.
 
Der innere Kampf Rastignacs währte lange, aber der gesunde Sinn der Jugend behielt schließlich die Oberhand. Trotzdem führte ihn eine unbezwingliche Neugierde gegen viereinhalb Uhr, beim Anbruch der Dunkelheit, zum Haus Vauquer, das er sich nunmehr für immer zu verlassen vornahm. Er wollte wissen, ob Vautrin tot war. Bianchon, der auf den Einfall gekommen war, ihm ein Brechmittel zu geben, hatte in seinem Hospital den Mageninhalt chemisch untersuchen lassen. Die Anstrengungen der Michonneau, dies zu verhindern, hatten seinen Verdacht bestärkt. Die rasche Wiederherstellung Vautrins trug dazu bei, ein Komplott gegen den Spaßmacher der Pension zu vermuten.
 
Als Rastignac zurückkehrte, hatte Vautrin bereits das Bett verlassen und saß am Ofen im Speisezimmer. Die Pensionäre, außer Vater Goriot, waren versammelt und besprachen das Duell des jungen Taillefer, dessen nähere Einzelheiten und dessen Rückwirkungen auf das Schicksal Victorines sie interessierten. Als Eugen das Zimmer betrat, begegnete sein Blick dem des unerschütterlichen Vautrin, der ihm tief ins Herz drang und seine bösen Gedanken noch einmal so sehr aufrührte, daß ihm schauderte.
 
»Na, sehen Sie, mein lieber Junge«, sagte der frühere Sträfling, »Freund Hein hat es nicht so leicht mit mir. Wie diese Damen sagen, habe ich einen Anfall überstanden, der einen Ochsen töten konnte.«
 
»Sagen Sie lieber, einen Stier«, rief die Vauquer.
 
»Sind Sie etwa böse darüber, daß ich noch am Leben bin?« sagte Vautrin Rastignac ins Ohr, dessen Gedanken er zu erraten schien. »Wenn das der Fall wäre, hätten Sie es schon verdammt weit gebracht!«
 
»Ach, da fällt mir ein«, sagte Bianchon, »daß Fräulein Michonneau vorgestern von jemandem sprach, der den Spitznamen Trompe-la-Mort hat; der Name würde gut auf Sie passen.«
 
Diese Worte wirkten auf Vautrin wie ein Blitz. Er erblaßte und taumelte. Sein magnetischer Blick richtete sich scharf, wie das Sonnenlicht, auf Fräulein Michonneau. Unter der furchtbaren Ausstrahlung dieses Willens wurden ihr die Knie schwach, sie ließ sich in einen Sessel fallen. Poiret, der merkte, daß sie in Gefahr war – einen so schrecklichen Ausdruck hatte das Gesicht des Sträflings, der die Maske der Gutmütigkeit fallen ließ, angenommen –, trat schnell zwischen sie und Vautrin. Die Pensionäre, die alle nicht wußten, was vor sich ging, waren starr. In diesem Moment hörte man draußen Schritte und das Geräusch von Gewehren, die auf das Pflaster aufgestoßen wurden. Collin suchte mechanisch mit den Augen Wände und Fenster nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Da erschienen in der Salontür vier Mann: der Chef der Geheimpolizei mit drei Polizeioffizieren. 

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