德语学习网
Vater Goriot 高老头-115
日期:2018-10-19 14:44  点击:243
»Sie täuschen sich«, sagte er, »Collin ist der gefährlichste Kopf, den es jemals auf seiten der Verbrecher gegeben hat. Das ist alles. Die Schufte wissen es gut, er ist ihre Fahne, ihre Zuflucht, ihr Bonaparte; sie lieben ihn alle. Dieser Schuft wird niemals seinen Rumpf auf dem Richtplatz lassen. Collin spielt mit uns. Wenn wir es mit diesen Kerlen aus Stahl zu tun haben, so haben wir nur eine einzige Hoffnung: Wir können sie niedermachen, falls sie bei ihrer Verhaftung den geringsten Widerstand leisten. Wir hoffen auf einige Gewalttätigkeiten Collins, um ihn morgen früh zu erledigen. So vermeidet man den Prozeß, die Bewachungskosten, die Ernährung, und die Gesellschaft wird eine Last los. Das Verfahren, die Zeugenvernehmungen, die Hinrichtung, alles, was wir tun müssen, um uns dieser Übeltäter zu entledigen, kostet mehr als die dreitausend Francs, die Sie erhalten. Und man spart auch Zeit. Ein guter Bajonettstich in den Bauch Trompe-la-Morts, und wir haben Hunderte von Verbrechen verhütet, die Korruption von fünfzig üblen Burschen, die sich dann hübsch vernünftig benehmen werden. So arbeitet eine gute Polizei. So handeln nennt der wahre Philanthrop: Verbrechen verhindern.«
 
»Und man dient seinem Vaterlande«, sagte Poiret.
 
»Wirklich«, erwiderte der Chef, »Sie sprechen heute abend sehr vernünftig. Ja, gewiß, wir dienen dadurch dem Vaterlande. Leider ist die Welt gegen uns sehr ungerecht. Die großen Dienste, die wir der Gesellschaft leisten, werden nicht anerkannt. Es ist das Zeichen eines höheren Menschen, sich über Vorurteile hinwegzusetzen, und ein Christ muß auch das Unglück mit in Kauf nehmen, das das Gute oft nach sich zieht, wenn es nicht immer nach unseren vorgefaßten Ideen abgeht. Paris ist nun einmal Paris, sehen Sie! Dies Wort erklärt mein Leben. Ich habe die Ehre, mich von Ihnen zu verabschieden, mein Fräulein. Ich bin morgen mit meinen Leuten im Jardin du Roi. Schicken Sie Christoph zur Rue de Buffon, zu Herrn Goudureau. Mein Herr, ich habe die Ehre. Wenn Ihnen jemals etwas gestohlen werden sollte, wenden Sie sich an mich, ich stehe zu Ihren Diensten.«
 
»Es gibt doch Dummköpfe«, sagte Poiret zu Fräulein Michonneau, »die das Wort ›Polizei‹ ganz aus dem Häuschen bringt. Dabei ist dieser Herr sehr liebenswürdig, und was er verlangt, ist ein wahres Kinderspiel.«
 
Der folgende Tag war einer der außergewöhnlichsten in der Geschichte des Hauses Vauquer. Bis dahin kannte das friedliche Leben der Pension als hervorstechendes Ereignis nur die meteorartige Erscheinung der falschen Gräfin de l'Ambermesnil. Aber alles das sollte verblassen vor den Geschehnissen dieses großen Tages, dem in den späteren Unterhaltungen der Madame Vauquer mit ihren Gästen eine große Rolle zufiel. Zunächst einmal schliefen Goriot und Eugen bis elf Uhr. Madame Vauquer, die um Mitternacht aus dem Theater zurückkehrte, blieb bis ein halb elf Uhr im Bett. Der lange Schlaf Christophs, der dem Wein Vautrins die letzte Ehre angetan hatte, verursachte Verspätungen in der Bedienung. Poiret und Fräulein Michonneau waren nicht böse darüber, daß das Frühstück hinausgeschoben wurde. Auch Victorine und Madame Couture schliefen lange. Vautrin war vor acht Uhr fortgegangen und kam gerade zurück, als das Frühstück serviert war. Niemand beschwerte sich daher, als Sylvia und Christoph erst um Viertel nach elf Uhr an allen Türen klopften, um das Frühstück anzukündigen. Während der Abwesenheit Sylvias und des Hausdieners goß Fräulein Michonneau, die zuerst heruntergekommen war, die Flüssigkeit in das Silberkännchen Vautrins, in dem die Milch für seinen Kaffee warm gehalten wurde. Es ging nicht ohne Schwierigkeiten ab, bis die sieben Pensionäre alle versammelt waren. Eugen war der letzte. Als er, die Arme reckend, die Treppe herabkam, wurde ihm durch einen Kommissionär ein Brief von Madame de Nücingen überbracht. Er hatte folgenden Wortlaut: 

分享到:

顶部
11/28 23:33