Er schmollte. Mit einer Geste der Ungeduld, die einen Liebhaber so entzückt, reichte sie ihm ihre Hand, die er mit einem leichten Unwillen, den sie bezaubernd fand, nahm.
»Auf Montag beim Ball«, sagte sie.
Als Eugen dann zu Fuß bei hellem Mondschein weiterging, verfiel er in ernstes Nachdenken. Er fühlte sich zugleich glücklich und unbefriedigt: glücklich über ein Abenteuer, dessen vermutliche Weiterentwicklung ihm die schönste und eleganteste Frau von Paris gab, das Ziel seiner Wünsche; unbefriedigt, weil er seine Geldpläne durchkreuzt fand. Erst jetzt sah er die ganze Wirklichkeit seiner unbestimmten Gedanken vom Abend des Donnerstag. Der Mißerfolg bringt uns stets die Macht unserer Wünsche am deutlichsten zum Bewußtsein. Je mehr Eugen das Pariser Leben genoß, um so weniger wollte er unbekannt und arm bleiben.
Er zerknitterte den Tausendfrancschein in der Tasche und suchte verzweifelt nach Gründen, die ihm erlaubten, ihn sich endgültig anzueignen. Endlich war er in der Rue Neuve-Ste-Geneviève, und als er die Treppe hinaufstieg, sah er Licht. Vater Goriot hatte seine Tür offengelassen, und seine Kerze brannte noch, damit der Student nicht vergäße, ihm, wie er sich ausdrückte, »seine Tochter zu schildern«. Eugen verbarg ihm nichts.
»Wie«, rief Vater Goriot in einem Anfall von Verzweiflung, »Sie glauben, ich bin ruiniert? Ich habe noch 1300 Francs Rente. Mein Gott, die arme Kleine, warum ist sie nicht zu mir gekommen? Ich hätte meine Rente verkauft, wir hätten vom Kapital genommen, und den Rest hätte ich für eine Leibrente hingegeben. Warum haben Sie mir nicht ihre Sorgen anvertraut, mein armer Nachbar? Wie konnten Sie es über sich bringen, ihre letzten armseligen Francs im Spiel zu riskieren? Das Herz könnte einem brechen. Da sehen Sie, was Schwiegersöhne sind. Oh, wenn ich sie hier hätte, ich könnte sie erdrosseln. Mein Gott! Weinen! Sie hat geweint?«
»Mit dem Kopf an meiner Weste«, sagte Eugen.
»Ah! Geben Sie sie mir. Wie? Meine Tochter, meine teure Delphine in Tränen, sie, die als Kind niemals geweint hat! Ich kaufe Ihnen eine neue Weste. Tragen Sie sie nicht mehr. Lassen Sie sie mir! Nach ihrem Heiratsvertrag hat sie die Verfügung über ihr Vermögen. Morgen gehe ich zu Rechtsanwalt Derville. Ich werde die Herausgabe ihres Vermögens verlangen. Ich kenne die Gesetze, ich bin ein alter Wolf, ich werde noch zupacken können.«
»Hier, Vater, sind tausend Francs, die sie mir von unserem Gewinn gegeben hat. Verwahren Sie sie mit der Weste.«
Goriot sah Eugen an und nahm seine Hand, auf die er eine Träne fallen ließ.