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Vater Goriot 高老头-74
日期:2018-10-09 16:33  点击:233
Nichts gefällt den Frauen mehr als solch süßes Geschwätz.
 
Selbst Frauen von strengster Züchtigkeit hören aufmerksam zu, auch wenn sie nicht darauf antworten dürfen. Rastignac betete nach diesem guten Anfang seinen Rosenkranz weiter ab, mit kokett heiserer Stimme, und Madame de Nücingen ermutigte Eugen durch ihr Lächeln, während sie von Zeit zu Zeit Blicke nach de Marsey warf, der die Loge der Prinzessin Gallathionne nicht verließ. Rastignac blieb bei Madame de Nücingen, bis ihr Gatte erschien, um sie abzuholen.
 
»Madame«, sagte Eugen zum Abschied, »ich werde hoffentlich noch das Vergnügen haben, Ihnen vor dem Ball der Herzogin von Carigliano meine Aufwartung machen zu dürfen.«
 
»Wenn Madame Sie einlädt«, sagte der Baron, ein dicker Elsässer, dessen rundes Gesicht eine gefährliche Schlauheit verriet, »können Sie sicher sein, bei uns gut aufgenommen zu werden.«
 
Meine Sache steht nicht schlecht, sagte sich Eugen, als er sich von Madame de Beauséant verabschiedete, die sich mit Herrn d'Ajuda zurückzog. Sie ist nicht böse geworden, als ich zu ihr sagte: »Werden Sie mich vielleicht lieben können?« Mein Pferdchen ist gezäumt, jetzt heißt's, sich fest in den Sattel setzen und es lenken.
 
Der arme Student wußte nicht, daß die Baronin den ganzen Abend zerstreut war, da sie von de Marsey einen jener entscheidenden Briefe erwartete, die einem das Herz brechen können. Ganz glücklich über seinen eingebildeten Erfolg begleitete Eugen die Gräfin bis zur Vorhalle, wo jeder auf den Wagen wartete.
 
»Ihr Cousin ist nicht mehr wiederzuerkennen«, sagte der Portugiese lachend zur Gräfin, als Eugen sie verlassen hatte. »Er wird die Bank sprengen. Er ist geschmeidig wie ein Aal, ich glaube, daß er es weit bringen wird. Sie allein konnten es fertigbekommen, ihm eine Frau gerade in dem Augenblick, wo sie Trost braucht, in die Falle zu locken.«
 
»Aber es fragt sich«, sagte Madame de Beauséant, »ob sie nicht immer noch den liebt, der sie verläßt.«
 
Der Student ging zu Fuß von der Komischen Oper zur Rue Neuve-Ste-Geneviève zurück, mit den herrlichsten Plänen beschäftigt. Er hatte bemerkt, wie aufmerksam ihn Madame de Restaud sowohl in der Loge der Gräfin wie in der der Madame de Nücingen beobachtet hatte, und er schloß daraus, daß ihm die Tür der Gräfin nicht mehr versperrt sein würde. So hatte er bereits vier hohe Verbindungen in der großen Pariser Gesellschaft, denn er hoffte, der Marschallin gut zu gefallen. Ohne sich schon über die Mittel klar zu werden, ahnte er bereits, daß er bei dem komplizierten Spiel der Interessen dieser Welt sich an ein Räderwerk anschließen müßte, um sich auf dem Höhepunkt der Maschine zu befinden; und er fühlte sich stark genug, um das Rad richtig zu bremsen. 

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