»Oder sollten meine Wünsche anderswo erhört werden?« erwiderte er, indem er seiner Cousine einen durchdringenden Blick zuwarf.
»Die Herzogin von Carigliano ist mit der Herzogin von Berry befreundet«, fuhr er nach einer Pause fort. »Sie werden sie sicher sehen. Haben Sie die Güte, mich ihr vorzustellen und mich zu ihrem Ball am Montag einzuführen. Ich werde dort Madame de Nücingen treffen und mein erstes Scharmützel siegreich bestehen.«
»Gern«, erwiderte sie. »Wenn Sie schon an ihr Geschmack finden, steht es recht gut um Ihre Herzensangelegenheit. Aber da ist de Marsey in der Loge der Prinzessin Gallathionne. Madame de Nücingen leidet Höllenqualen, sie vergeht vor Gram. Es gibt keinen günstigeren Moment, um sich an eine Frau heranzumachen, vor allem an die Frau eines Bankiers. Diese Damen aus der Chaussée d'Antin lieben die Rache.«
»Was würden Sie in einem ähnlichen Falle tun?«
»Ich würde schweigend dulden.«
In diesem Augenblick erschien der Marquis d'Ajuda in der Loge der Madame de Beauséant.
»Ich habe meine Angelegenheiten kaum erledigen können, weil ich mich beeilte, Sie aufzusuchen«, sagte er. »Und ich unterrichte Sie hiervon, damit es kein vergebliches Opfer war.«
Das strahlende Gesicht der Gräfin belehrte Eugen über den Ausdruck wahrer Liebe, der nicht mit den Grimassen der Pariser Koketterie verwechselt werden kann. Er bewunderte seine Cousine, verstummte und räumte Herrn d'Ajuda seufzend seinen Platz ein.
Welch ein edles, herrliches Geschöpf ist eine Frau, die so liebt! sagte er sich. Und dieser Mensch verläßt sie um einer Puppe willen! Wie kann man sie verraten?
Er fühlte eine kindische Wut in sich aufsteigen. Am liebsten hätte er sich Madame de Beauséant zu Füßen geworfen, er wünschte sich die Macht der Dämonen, um sie in seinem Herzen davonzutragen, wie der Adler ein weißes Lämmchen aus der Ebene in seinen Horst mit sich führt. Er fühlte sich erniedrigt, daß ihm in diesem großen Museum der Schönheit kein Bild gehörte, daß er ohne Geliebte war.
Eine Geliebte zu haben und an ihrer Seite eine fast königliche Stellung einzunehmen, sagte er sich, das ist das Zeichen der Macht!
Er blickte wieder Madame de Nücingen an, wie der Beleidigte seinen Gegner. Die Gräfin wandte sich zu ihm um, um ihm für sein diskretes Zurücktreten durch einen Augenaufschlag tausend Dank zu sagen. Der erste Akt ging zu Ende.