德语学习网
Vater Goriot 高老头-45
日期:2018-10-06 19:47  点击:266
Sie haben sich bei der Gräfin selbst die Tür verschlossen, weil Sie den Namen des Vaters Goriot ausgesprochen haben. Ja, mein Lieber, Sie können zwanzigmal zu Madame de Restaud gehen, zwanzigmal wird sie nicht anwesend sein. Sie sind verbannt worden. Gut, dann soll also der Vater Goriot Sie bei Delphine de Nücingen einführen. Die schöne Madame de Nücingen wird Ihr Wappenschild werden. Seien Sie der Mann, den sie auszeichnet, und die Frauen werden sich um Sie reißen. Ihre Rivalinnen, ihre besten Freundinnen werden Sie ihr abspenstig machen wollen. Es gibt Frauen, die nur den Mann lieben, der schon von einer anderen geliebt wird, wie es kleine Bürgerfrauen gibt, die glauben, unsere Manieren zu haben, wenn sie unsere Hüte tragen. So werden Sie Erfolge haben. In Paris ist der Erfolg alles – er ist der Schlüssel zur Macht. Wenn die Frauen in Ihnen Geist und Talente entdecken, so werden die Männer das glauben, wenn Sie sie nicht enttäuschen. Dann haben Sie alles, was Sie wollen, Sie sind überall eingeführt. Sie werden dann sehen, was die Welt ist: eine Gesellschaft von Dummköpfen und Spitzbuben. Gehören Sie weder zu den einen noch zu den anderen. Ich gebe Ihnen meinen Namen als Faden der Ariadne mit in dieses Labyrinth. Kompromittieren Sie ihn nicht«, sagte sie, indem sie ihren Kopf zurückbog und dem Studenten den Blick einer Königin zuwarf, »geben Sie ihn mir rein zurück! Und nun lassen Sie mich allein. Auch wir Frauen haben unsere Schlachten zu schlagen.«
 
»Bedürfen Sie einmal eines beherzten Mannes, um eine Mine zur Explosion zu bringen?« unterbrach Eugen sie.
 
»Nun, und dann?«
 
Er legte die Hand aufs Herz, erwiderte lächelnd das Lächeln seiner Cousine und ging. Es war fünf Uhr.
 
Eugen hatte Hunger. Er fürchtete, zu spät zum Diner zu kommen. Er war deshalb froh, einen Wagen genommen zu haben, der ihn schnell vorantrug. Er konnte sich ungestört ganz den Gedanken überlassen, die ihn bestürmten. Wenn ein junger Mann im Alter Eugens sich nicht geachtet fühlt, so bäumt er sich auf, zeigt der Gesellschaft die Faust und will sich rächen – aber er zweifelt auch an sich selbst. Rastignac wurde in diesem Augenblick durch die Worte bedrückt: »Sie haben sich selbst die Tür der Gräfin verschlossen!«
 
Ich werde hingehen! sagte er sich, und wenn Madame de Beauséant recht hat, wenn ich verbannt bin . . ., dann . . . Madame de Restaud soll mich in allen Salons finden, die sie besucht. Ich werde fechten und Pistolen schießen lernen – ich werde ihr ihren Maxime niederknallen.
 
Und das Geld? rief sein Gewissen, woher nimmst du das Geld?
 
Plötzlich glänzte der Reichtum der Gräfin de Restaud vor seinen Augen auf. Er hatte dort den Luxus gesehen, in den ein Fräulein Goriot verliebt sein mußte, Goldprunk, Kostbarkeiten, die ihren Wert zur Schau trugen, den geschmacklosen Luxus der Parvenüs, die Verschwendung der ausgehaltenen Frau. Aber dieses faszinierende Bild wurde plötzlich ausgelöscht von dem grandiosen Eindruck des Palais de Beauséant. Seine Einbildungskraft, die ihn in die höchsten Regionen der Pariser Gesellschaft versetzt hatte, gab ihm tausend böse Gedanken ins Herz; sein Blick, aber auch sein Gewissen wurden weiter. Er sah die Welt, wie sie ist: Gesetz und Moral ohnmächtig gegenüber dem Reichtum. Geld die ultima ratio mundi! 

分享到:

顶部
11/25 07:24