Diese Worte und die Art, wie Herr d'Ajuda sich in die Kissen warf, wirkten wie Blitz und Donner auf die Frau, die die furchtbarsten Ahnungen überkamen. Die schrecklichen Katastrophen der großen Gesellschaft vollziehen sich meist ähnlich. Die Vicomtesse ging in ihr Schlafzimmer, setzte sich an einen Sekretär und nahm einen Bogen ihres eleganten Briefpapiers.
»Da Sie bei Rochefide dinieren«, schrieb sie, »und nicht beim englischen Botschafter, schulden Sie mir eine Erklärung. Ich warte auf Sie!«
Nachdem sie einige Buchstaben verbessert hatte, die durch das Zittern ihrer Hand undeutlich geworden waren, unterzeichnete sie mit einem C, das »Claire de Bourgogne« bedeutete, und klingelte.
»Jacques«, sagte sie zu dem Kammerdiener, der sofort eintrat. »Sie gehen um halb acht Uhr zu Herrn de Rochefide und verlangen dort den Marquis d'Ajuda. Wenn der Marquis anwesend ist, so übergeben Sie ihm dieses Billett, ohne auf Antwort zu warten. Wenn er nicht dort ist, bringen Sie mir den Brief zurück.«
»Frau Gräfin haben Besuch im Salon.«
»Ach richtig«, sagte sie, indem sie die Tür öffnete.
Eugen begann sich in seiner Lage bereits recht unbehaglich zu fühlen. Endlich erblickte er die Vicomtesse, die ihm in einem Ton, dessen Erregung ihm das Herz zittern machte, sagte: »Verzeihen Sie, ich hatte einige Zeilen zu schreiben. Ich stehe jetzt ganz zu Ihrer Verfügung.«
Sie wußte gar nicht, was sie sagte; sie dachte immer nur: Ah! Er will Fräulein de Rochefide heiraten! Aber ist er denn frei? Heute abend ist es mit dieser Heirat aus, oder . . . Aber morgen wird man schon nicht mehr davon sprechen!
»Liebe Cousine . . .«, sagte Eugen.
»Wie?« Die Vicomtesse warf dem Studenten einen Blick zu, dessen Hochmut ihn erstarren machte.
Eugen verstand dieses »Wie?« Seit drei Stunden hatte er so viel Neues gelernt, daß er nun auf seiner Hut war.
»Madame . . .«, stammelte er errötend. Er zögerte und fuhr dann fort: »Verzeihen Sie mir, ich habe so viel Protektion nötig, daß ein Stückchen Verwandtschaft nichts verderben würde.«
Madame de Beauséant lächelte traurig: Sie fühlte bereits das Herannahen des Unheils, das sie bedrohte.
»Wenn Ihnen die Lage meiner Familie bekannt wäre«, fuhr er fort, »so würden Sie gern die Rolle der guten Fee übernehmen, die ihrem Patenkind den Weg ebnet.«