»Ich kann nicht«, sagte er, den Türknopf fassend.
Madame de Beauséant erhob sich und rief ihn zu sich zurück, ohne im geringsten Eugen zu beachten, der vom Glanz dieses fabelhaften Reichtums geblendet war. Alle arabischen Märchen schienen ihm Wirklichkeit geworden, und er war so verwirrt, daß er nicht wußte, wohin er sich vor dieser Frau, die ihn nicht beachtete, verkriechen sollte. Die Vicomtesse hatte den Zeigefinger ihrer rechten Hand erhoben und wies mit einer Geste dem Marquis von neuem einen Platz ihr gegenüber an. In dieser Gebärde lag so viel von der wilden Despotie der Leidenschaft, daß der Marquis den Türknopf fahren ließ und näher kam. Eugen betrachtete ihn nicht ohne Neid.
Das ist also der Mann mit dem eleganten Kupee! sagte er sich. Aber muß man denn rassige Pferde, Livreen und Gold in Strömen besitzen, um von einer Pariserin eines Blickes gewürdigt zu werden?
Der Dämon des Luxus nagte ihm am Herzen, ein fieberndes Verlangen nach Gewinn ergriff ihn, der Durst nach Gold trocknete ihm die Kehle. Er hatte noch 130 Francs für sein Semester. Sein Vater, seine Mutter, seine Brüder, seine Schwestern und seine Tante gaben zusammen im Monat noch keine 200 Francs aus. Dieser schnelle Vergleich zwischen seiner gegenwärtigen Lage und dem Ziel, das es zu erreichen galt, machte ihn vollends verwirrt.
»Warum ›können‹ Sie nicht ins Theater kommen?« fragte die Vicomtesse den Portugiesen lächelnd.
»Geschäfte! Ich diniere beim englischen Botschafter.«
»Sie werden absagen.«
Wenn ein Mann zu täuschen sucht, so ist er unvermeidlich gezwungen, Lügen auf Lügen zu türmen. Herr d'Ajuda sagte lachend:
»Sie fordern das?«
»Ja, gewiß!«
»Das hatte ich nur hören wollen«, antwortete er, indem er ihr einen Blick zuwarf, der jede andere Frau beruhigt hätte.
Er küßte der Vicomtesse die Hand und entfernte sich.
Eugen strich sich durch die Haare und bemühte sich, seine Verbeugung anzubringen, in der Hoffnung, sie würde schließlich an ihn denken. Da erhob sie sich plötzlich, eilte in das Vorzimmer und ans Fenster und verfolgte mit ihren Blicken Herrn d'Ajuda, hörte, wie der Jäger dem Kutscher wiederholte: