»Mein Herr, der Salon ist auf der anderen Seite«, sagte der Kammerdiener mit jenem erheuchelten Respekt, der schlimmer ist als offener Hohn.
Eugen machte so hastig kehrt, daß er gegen eine Badewanne stieß. Er konnte gerade noch rechtzeitig seinen Hut auffangen, bevor er ins Wasser fiel. In diesem Moment öffnete sich am anderen Ende des nur durch eine kleine Lampe erhellten Korridors eine Tür. Rastignac hörte gleichzeitig die Stimme der Madame de Restaud, die des Vaters Goriot und das Geräusch eines Kusses. Er durchschritt das Speisezimmer, folgte dem Kammerdiener und betrat einen Salon. Er begab sich an das Fenster, das auf den Hof ging. Er wollte wissen, ob es wirklich Vater Goriot gewesen war. Das Herz schlug ihm seltsam, er dachte an die furchtbaren Bemerkungen Vautrins. Der Kammerdiener wartete an der Salontür auf Eugen. Plötzlich ließ er einen eleganten jungen Mann durch, der ungeduldig sagte:
»Ich gehe also, Maurice. Sagen Sie Frau Gräfin, daß ich mehr als eine halbe Stunde gewartet habe.« Dann summte dieser Unverschämte, der ohne Zweifel ein gewisses Recht zu seinem Benehmen hatte, eine italienische Koloratur und trat an das Fenster, vor dem Eugen wartete. Offenbar wollte er sowohl das Gesicht des Studenten betrachten, als auch den Hof überschauen.
»Herr Graf würden besser tun, noch einen Augenblick zu warten. Madame ist bereit«, sagte Maurice, der ins Vorzimmer zurückkehrte.
In diesem Augenblick durchschritt Vater Goriot den Torweg, nachdem er die Hintertreppe herabgestiegen war. Der Alte war im Begriff, seinen Regenschirm zu öffnen, ohne zu beachten, daß das Tor weit aufstand, um einen ordengeschmückten jungen Mann durchzulassen, der einen Tilbury lenkte. Vater Goriot prallte gerade noch im letzten Moment zurück, um nicht überfahren zu werden. Der Schirm hatte das Pferd scheu gemacht, das mit einem Satz beinahe an der Treppe gestürzt wäre. Der junge Mann wandte sich zornig um, bemerkte den Vater Goriot und warf ihm, bevor er den Hof verließ, einen Gruß zu, der die erzwungene Achtung ausdrückte, die man gegenüber Wucherern an den Tag legt, und über den man später errötet. Vater Goriot erwiderte mit einem freundlichen Kopfnicken. Diese Ereignisse spielten sich mit Blitzesschnelle ab. Eugen, der so aufmerksam zusah, daß er die Anwesenheit des anderen nicht merkte, hörte plötzlich die Stimme der Gräfin.
»Ah, Maxime, Sie wollten schon gehen?« sagte sie vorwurfsvoll und leicht verärgert.