Es liegt in meiner Absicht, ein großes Haus zu führen, zahlreiche Besuche zu empfangen, und ich glaube mich zu erinnern, daß Sie ein sanftes, stilles Leben lieben.
Nein, ich will noch offener sein und will Sie zum Richter einsetzen über meine Lage; es gebührt Ihnen, sie kennenzulernen, und Sie haben das Recht, selbst zu urteilen.
Ich habe heute eine Jahresrente von achtzigtausend Livres. Dieses Vermögen gestattet mir, mich mit der Familie d'Aubrion zu verbinden, deren Erbin, ein junges Mädchen von neunzehn Jahren, mir ihren Namen in die Ehe bringt, ferner einen Titel, die Stellung eines Kammerherrn Seiner Majestät und eine der glänzendsten Positionen. Ich bekenne Ihnen, meine liebe Cousine, daß ich Mademoiselle d'Aubrion nicht im geringsten liebe. Aber – durch diese Verbindung sichere ich dereinst meinen Kindern eine soziale Stellung, deren Vorteile eines Tages ganz ungemessen sein werden: von Tag zu Tag finden die monarchischen Ideen mehr Anklang und Verbreitung. Nach einigen Jahren wird also mein Sohn als Marquis d'Aubrion und Herr eines Majorats von achtzigtausend Livres Rente jede ihm beliebige Staatsstellung antreten können. Wir schulden uns unsern Kindern.
Sie sehen, liebe Cousine, wie vertrauensvoll ich Ihnen den Zustand meines Herzens, meiner Hoffnungen, meines Vermögens offenbare. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Sie Ihrerseits nach sieben Jahren der Trennung unsere Kindereien vergessen haben; aber ich habe weder Ihre Güte noch meine Worte vergessen: ich gedenke ihrer aller, selbst der flüchtig hingeworfenen, deren sich ein weniger gewissenhafter junger Mann mit einem weniger jungen und aufrichtigen Herzen gewiß nicht mehr erinnern würde.
Wenn ich Ihnen sage, daß ich nur eine Konvenienzehe einzugehen gedenke und daß ich mich unserer Jugendliebe gar wohl erinnere, überantworte ich mich also voll und ganz Ihrer Diskretion, mache Sie zur Herrin meines Schicksals und werde, wenn es nötig sein sollte, meinen ehrgeizigen Plänen entsagen und mich willig mit dem schlichten und reinen Glück begnügen, das Sie mir seinerzeit so rührend auszumalen wußten . . .‹
›Ta ta ta – ta ta ti – ti ta ta – tü! – Tü ta ti – ti ta ta . . .‹ hatte Charles Grandet nach der Melodie von ›Non più andrai‹ gesungen, als er sich unterzeichnete:
›Ihr ergebenster Cousin
Charles.‹