Charles empfing Monsieur des Grassins, den er nicht wiedererkannte, mit der Unverschämtheit eines jungen Élégants, der in Indien vier lästige Gegner im Duell beseitigt hatte. Monsieur des Grassins war schon dreimal dagewesen. Charles hörte ihn gleichgültig an; ohne ihn ganz verstanden zu haben, erwiderte er: »Die Geschäfte meines Vaters sind nicht die meinigen Ich bin Ihnen verbunden, Monsieur, für die Mühe, deren Sie sich unterziehen, aus der ich aber keinen Nutzen ziehen kann. Ich habe nicht im Schweiße meines Angesichts fast zwei Millionen zusammengerafft, um sie nun den Gläubigern meines Vaters an den Kopf zu werfen.«
»Und wenn Ihr Vater in einigen Tagen bankrott erklärt würde?«
»In einigen Tagen, Monsieur, werde ich mich Comte d'Aubrion nennen. Sie verstehen also, daß mir das, was Sie da sagen, ganz gleichgültig sein kann. Übrigens wissen Sie wohl besser als wir, daß der Vater eines Mannes, der ein Einkommen von hunderttausend Livres hat, niemals Bankrott gemacht hat«, fügte er hinzu, indem er den wohllöblichen Monsieur des Grassins höflich zur Tür hinausschob.
Zu Beginn des Monats August saß Eugénie eines Tages auf der kleinen morschen Bank, auf der ihr Cousin ihr ewige Liebe geschworen hatte; sie liebte es, an schönen Tagen hier das Frühstück einzunehmen. Das arme Mädchen erfreute sich an diesem heitern Morgen daran, in ihrer Erinnerung die großen und kleinen Ereignisse ihrer Liebe durchzugehen und die Katastrophen, die ihr gefolgt waren. Die Sonne schien hell auf die lieblich begrünte verwitterte Mauer, die nun schon fast eine Ruine war, die auszubessern aber die phantastische Erbin untersagt hatte, obgleich Cornoiller oft genug seiner Frau klagte, eines Tages werde die zusammenstürzende Mauer jemanden erschlagen.
Es wurde ans Haustor geklopft. Der Briefträger übergab Madame Cornoiller einen Brief; sie lief damit in den Garten und rief: »Mademoiselle, ein Brief!« Sie übergab ihn ihrer Herrin mit den Worten: »Ist es der, den Sie erwarten?«
Diese Worte gaben im Herzen Eugénies so lauten Widerhall, daß es ihr schien, als dröhnten sie in gewaltigem Echo vom Hof zum Garten.
»Paris! . . . Er ist von ihm! Er ist zurückgekehrt!«
Eugénie erbleichte und wagte nicht, den Brief zu öffnen. Sie bebte so sehr, daß sie unfähig war zu lesen. Die Große Nanon stemmte die Arme in die Hüften und blickte die Herrin strahlend an. Aus den Falten und Runzeln ihres braunen Gesichts glühte die Freude. »Lesen Sie, Mademoiselle!«
»Ach, Nanon! Weshalb kehrt er über Paris zurück, da er über Saumur davonging?«
»Lesen Sie, so werden Sie es erfahren.«