Charles schloß sich sehr an Madame d'Aubrion an, die dies natürlich bezweckt hatte. Einige Leute behaupten sogar, daß die schöne Madame d'Aubrion während der Überfahrt kein Mittel unversucht ließ, um einen so reichen Schwiegersohn zu fangen. Als man sich im Juni 1827 in Bordeaux ausschiffte, stieg die Familie d'Aubrion mit Charles in dem nämlichen Hotel ab und reiste dann zusammen mit ihm nach Paris weiter.
Das Palais d'Aubrion war über und über mit Hypotheken belastet; Charles sollte es davon befreien. Die Mutter hatte schon davon gesprochen, daß es sie beglücken werde, ihrem Schwiegersohn und ihrer Tochter das ganze Erdgeschoß zur Verfügung zu stellen. Da sie Monsieur d'Aubrions adlige Vorurteile nicht teilte, hatte sie Charles versprochen, von Karl X. eine königliche Verfügung zu erwirken, derzufolge er, Grandet, den Namen d'Aubrion annehmen und sich das Wappen zulegen könne; auch wolle sie erreichen, daß er, vermittelst der Gründung eines Majorates von sechsunddreißigtausend Livres Rente, von d'Aubrion den Titel eines Landeshauptmann de Buch und Marquis d'Aubrion erben könne. Wenn man alles Geld zusammenwarf und in gutem Einvernehmen lebte, so konnte man mit Hilfe einiger Sinekuren für das Palais d'Aubrion eine Rente von über hunderttausend Livres erzielen.
»Und wenn man hunderttausend Livres Rente hat, einen Namen, eine Familie, wenn man hoffähig ist – denn ich werde Sie zum Kammerherrn machen –, so kann man alles werden, was man eben werden will«, sagte sie zu Charles. »Wenn Sie nur wollen, so können Sie Berichterstatter über die Bittschriften im Staatsrat werden, Präfekt, Gesandtschaftssekretär, Gesandter. Karl X. liebt d'Aubrion sehr, sie kennen sich seit ihrer Kindheit.«
Charles, den diese Frau zum Ehrgeiz aufgestachelt hatte, hatte während der Überfahrt alle diese Hoffnungen geliebkost, die ihm da von geschickter Hand und mit den Zeichen größter Vertraulichkeit dargereicht wurden. Da er die Schulden seines Vaters von seinem onkel getilgt glaubte, sah er sich nun als großen Herrn im Faubourg Saint-Germain, wohin jetzt alles strebte, vor Anker gehen, wo er im Schatten der blaunasigen Mademoiselle Mathilde also als Comte d'Aubrion wieder auftauchen konnte. Verblüfft durch den allgemeinen Aufschwung unter der Restauration, die bei seiner Abreise noch nicht auf festen Füßen stand, geblendet durch den Glanz der aristokratischen Gedanken, behauptete sich in Paris seine Begeisterung, die während der Überfahrt in ihm erwacht war, und er faßte den Entschluß, alles zu tun, um die hohe Stellung zu erreichen, die seine egoistische Schwiegermutter ihm vor Augen geführt hatte.
Charles fühlte sich um so wohler in Paris, als er sah, daß er hier eine Rolle spielen konnte.
Des Grassins, der von seiner Rückkehr, seinen Heiratsplänen, seinem Vermögen erfuhr, suchte ihn auf, um ihm mitzuteilen, daß er mit dreihunderttausend Francs die Schuldenlast seines Vaters tilgen könne. Er fand Charles in einer Beratung mit dem Juwelier, bei dem er für den Brautschatz von Mademoiselle d'Aubrion eine Anzahl Schmuckstücke in Auftrag gegeben hatte und der ihm nun Zeichnungen dafür vorlegte. Trotz der herrlichen Diamanten, die Charles aus Indien mitgebracht hatte, beliefen sich die Ausgaben des jungen Haushalts für Fassung der Steine, für Silberzeug, für wertvollen und geringeren Zierat auf mehr als zweihunderttausend Francs.