»Mein Vater«, schrie Eugénie und warf sich auf die Knie und rutschte mit erhobenen Händen auf ihn zu, »mein Vater, im Namen aller Heiligen und der heiligen Jungfrau, im Namen Christi, der für uns am Kreuz gestorben ist, bei unserer ewigen Seligkeit, mein Vater, bei meinem Leben, lassen Sie die Hände davon! Dies Necessaire gehört weder mir noch Ihnen; es gehört einem unglücklichen Verwandten, der es mir anvertraut hat, und ich muß es ihm unverletzt zurückgeben.«
»Weshalb hast du es dir denn angeschaut, wenn es hinterlegtes Gut ist? Ansehen ist schlimmer als anrühren.«
»Vater, zerstören Sie es nicht! Sie würden mich ehrlos machen! Mein Vater, hören Sie mich?«
»Monsieur, Erbarmen!« flehte die Mutter.
»Mein Vater!« schrie Eugénie mit so gellender Stimme, daß Nanon entsetzt heraufeilte. Eugénie ergriff mit wildem Sprung ein Messer, das ihr erreichbar war, und bewaffnete sich damit.
»Nun, was soll das?« fragte Grandet ruhig und lächelte kalt.
»Monsieur, Monsieur, Sie töten mich!« sagte die Mutter.
»Mein Vater, wenn Ihr Messer auch nur das kleinste Goldteilchen beschädigt, so ersteche ich mich. Sie haben schon meine Mutter todkrank gemacht, Sie werden auch noch Ihr Kind töten. Nur zu, Wunde um Wunde!«
Grandet, der das Messer schon angesetzt hatte, zögerte und blickte seine Tochter an. »Wärst du wirklich dazu fähig, Eugénie?« fragte er.
»Ja, Monsieur«, sagte die Mutter.
»Sie wird tun, was sie gesagt hat«, schrie Nanon.
»Seien Sie doch vernünftig, Monsieur, wenigstens einmal in Ihrem Leben!« Der Böttcher blickte abwechselnd auf das Gold und auf die Tochter. Madame Grandet wurde ohnmächtig. »Da sehen Sie, Monsieur, die Frau stirbt!« rief Nanon.