Endlich faßte er seinen Entschluß. Er traf zur Essenszeit wieder in Saumur ein, mit der festen Absicht, sich vor Eugénie zu beugen und ihr zu schmeicheln, um als König sterben zu können und bis zum letzten Seufzer seine Million in der Hand zu halten.
Der Biedermann, der zufällig seinen Hausschlüssel mitgenommen hatte, schlich mit unhörbaren Schritten die Treppe hinauf. Gerade als er zu seiner Frau ins Zimmer trat, hatte Eugénie ihrer Mutter das goldene Necessaire ans Bett gebracht. Alle beide erfreuten sich in Grandets Abwesenheit daran, das Bild von Charles' Mutter zu betrachten und darin seinen Zügen nachzuforschen.
»Das ist ganz seine Stirn und sein Mund«, sagte Eugénie, gerade als der Weinbauer die Tür öffnete.
Bei dem Blick, den ihr Mann auf das Gold warf, schrie Madame Grandet auf: »Mein Gott, haben Sie Erbarmen mit uns!«
Der Alte fiel über das Necessaire her, wie ein Tiger über ein schlummerndes Kind. »Was ist denn das hier?« fragte er und ging mit dem Kästchen ans Fenster. – »Gutes Gold! Gold!« rief er. »Viel Gold! Das wiegt seine zwei Pfund. – Aha, Charles hat dir das wohl für deine Goldstücke gegeben, wie? Warum hast du mir denn das nicht gleich gesagt? Das ist ja ein gutes Geschäft, Töchterchen! Du bist also doch meine Tochter daran erkenne ich dich.« Eugénie zitterte an allen Gliedern. »Nicht wahr, das gehört doch Charles?« fuhr der Biedermann fort.
»Ja, mein Vater, es ist nicht mein. Es ist ein heiliges Vermächtnis.«
»Ta ta ta ta! Er hat dein Vermögen genommen; man muß deinen kleinen Schatz wieder füllen.«
»Mein Vater! . . .«
Der Geizhals wollte sein Messer nehmen, um eine Goldplatte abzuheben, und war dadurch genötigt, das Necessaire auf einen Stuhl zu stellen. Eugénie näherte sich, um es wieder an sich zu nehmen; aber der Böttcher, der sowohl seine Tochter als auch das Köfferchen fest im Auge behielt, stieß sie heftig zurück, so daß sie auf das Bett ihrer Mutter sank.
»O Monsieur, Monsieur!« rief die Mutter, sich im Bett aufrichtend.