»Ich räume das Feld«, sagte er; »in meinem Hause ist es nicht mehr auszuhalten. Frau und Tochter haben eine Beredsamkeit, als ob – Pfui, pfui! Eugénie, mir solch ein Neujahrsgeschenk zu machen!« schrie er. »Ja, ja, weine nur! Was du tust, das wirst du noch schmerzlich bereuen. Was nützt es dir, daß du alle Vierteljahr sechsmal das Abendmahl nimmst, wenn du das Gold deines Vaters an so einen Nichtstuer verschleuderst, der dir das Herz zerreißen wird, wenn du ihm nichts anderes mehr zu geben hast. Du wirst ja sehen, was dein Charles wert ist mit seinen Saffianschuhen und seinem Rührmichnichtan-Gesicht. Der hat kein Herz und keine Seele, sonst würde er nicht wagen, einem armen Mädchen hinter dem Rücken der Eltern seinen kleinen Sparschatz zu rauben.«
Als die Haustür ins Schloß fiel, schloß Madame Grandet die Tür zum Zimmer ihrer Tochter wieder auf, und Eugénie setzte sich zur Mutter ans Bett. »Sie haben viel Mut gehabt für Ihr Kind«, sagte sie.
»Du siehst, mein Kind, wohin verbotene Dinge führen! . . . Du hast mich dazu gebracht, eine Lüge zu sagen.«
»Oh! ich werde Gott bitten, nur mich dafür zu strafen.«
»Ist es wahr«, fragte Nanon, die bestürzt hereinkam, »daß Mademoiselle bis ans Ende ihrer Tage bei Wasser und Brot eingesperrt werden soll?«
»Was tut das, Nanon?« sagte Eugénie ruhig.
»So will ich nie mehr einen Bissen Zukost essen, solange die Tochter des Hauses sich mit trockenem Brot begnügen muß . . . gewißlich nein!«
»Kein Wort mehr davon, Nanon«, sagte Eugénie.
»Gut, ich will nichts mehr sagen, aber Sie werden sehen!«
Zum erstenmal seit vierundzwanzig Jahren speiste Grandet allein.
»Da sind Sie also Witwer, Monsieur?« sagte Nanon zu ihm. »Das ist recht ungemütlich, Witwer zu sein, wenn man zwei Frauen im Hause hat.«
»Habe ich dich um deine Meinung gefragt? Halt dein Maul, oder ich werfe dich hinaus! Was hast du denn im Topf am Feuer? Ich höre doch etwas kochen.«
»Das ist Fett, das ich auslasse.«