Eugénie senkte den Kopf.
»Du beleidigst mich in dem Teuersten, das ich besitze«, fuhr er fort; »ich will und muß dich unterworfen sehen, demütig. Geh auf dein Zimmer. Dort wirst du bleiben, bis ich dir gestatte, es zu verlassen. Nanon wird dir Wasser und Brot bringen. Hast du mich verstanden? Marsch!«
Eugénie brach in Tränen aus und flüchtete zu ihrer Mutter.
Nachdem Grandet ein paarmal durch den Garten, in dem hoher Schnee lag, gewandert war, ohne sich an den starken Frost zu kehren, fiel ihm ein, seine Tochter werde wohl zu seiner Frau geeilt sein; und entzückt davon, sie bei der Nichtbefolgung seines Befehls zu ertappen, klomm er behende wie ein Kätzchen die Treppe hinauf und erschien im Zimmer seiner Frau gerade, als sie Eugénies Haar streichelte, deren Gesicht im Schoße der Mutter lag. »Beruhige dich, mein armes Kind – auch dein Vater wird sich beruhigen.«
»Sie hat keinen Vater mehr!« donnerte der Böttcher. »Haben denn Sie und ich, Madame Grandet, dieses ungeratene Kind in die Welt gesetzt? Schöne Erziehung das, schöne Frömmigkeit! – Wie, du bist nicht in deinem Zimmer? Marsch ins Gefängnis, ins Gefängnis, Mademoiselle!«
»Wollen Sie mir mein Kind nehmen, Monsieur?« sagte Madame Grandet mit fieberheißen Wangen.
»Wenn Sie sie behalten wollen, entführen Sie sie! Macht beide, daß ihr aus dem Hause kommt! . . . Donner und Doria, wo ist das Gold? Was hat sie mit dem Gold angefangen?«
Eugénie erhob sich, blickte ruhig und stolz den Vater an und ging in ihr Zimmer, das der Vater sofort hinter ihr abschloß.
»Nanon«, rief er, »lösch das Feuer im Saal aus!«
Er setzte sich im Zimmer seiner Frau neben den Kamin und sagte: »Sie hat es gewiß diesem elenden Verführer Charles gegeben; der wollte ja nichts anderes als unser Geld.«