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欧也妮葛朗台-Eugénie Grandet 105
日期:2018-09-03 11:25  点击:279
»Ich, ich habe nämlich kein Gold mehr. Ich habe wohl etwas gehabt, aber jetzt habe ich keins mehr. Ich werde dir sechstausend Francs in Livres geben, und du wirst sie anlegen, wie ich es dir sagen werde. An das ›Dutzend‹ brauchen wir nicht weiter zu denken. Wenn ich dich verheiraten werde, was bald geschehen soll, werde ich dir einen Zukünftigen aussuchen, der dir das herrlichste Dutzend bieten wird, von dem jemals in der Provinz die Rede war. Hör also zu, Töchterchen. Es bietet sich da eine prächtige Gelegenheit: du kannst deine sechstausend Francs bei der Regierung anlegen; da bekommst du alle Halbjahr fast zweihundert Francs Zinsen, ohne Steuern, ohne Hagel, ohne Frost, kurz, ohne irgendwelche Abgaben oder Schäden, die wohl sonst die Einnahmen verkürzen. Vielleicht möchtest du dich von den schönen Goldfüchsen nicht gern trennen, wie Töchterchen? Komm, gib sie mir trotzdem! Ich werde wieder Goldstücke für dich sammeln: Holländer, Portugiesen, Rupien, Genueser; und mit dem, was ich dir an deinen Geburtstagen gebe, wirst du in drei Jahren die Hälfte deines kleinen Goldschatzes wieder beisammen haben. Was sagst du,Töchterchen? So sieh mich doch an! Geh und hole es, mein Herzchen. Du solltest mir eigentlich um den Hals fallen dafür, daß ich dich so in das Geheimnis von Tod und Leben des Talers einweihe. Ja, wahrhaftig! Die Taler leben und regen sich wie die Menschen: das kommt und geht, das schwitzt und pflanzt sich fort.«
 
Eugénie erhob sich; nachdem sie aber ein paar Schritte zur Tür gemacht hatte, wandte sie sich plötzlich um, blickte ihrem Vater fest ins Gesicht und sagte: »Ich habe mein Gold nicht mehr.«
 
»Du hast dein Gold nicht mehr?« rief Grandet und zuckte zusammen wie ein Pferd, neben dem ein Kanonenschuß abgefeuert wird.
 
»Nein, ich habe es nicht mehr.«
 
»Du irrst dich, Eugénie.«
 
»Nein.«
 
»Beim Winzermesser meines Vaters! Ich sage dir . . .«
 
Wenn der Böttcher so fluchte, zitterten die Balken.
 
»Alle Heiligen, großer Gott, Madame fällt in Ohnmacht!« rief Nanon.
 
»Grandet, dein Zorn wird mich töten!« sagte das arme Weib.
 
»Ta ta ta ta! Ihr da, in eurer Familie stirbt man nicht so leicht!«
 
»Eugénie, was hast du mit deinen Goldstücken gemacht?« schrie er ganz außer sich.
 
»Monsieur«, sagte das Mädchen, das zu Füßen von Madame Grandet hingesunken war, »meine Mutter leidet namenlos . . .sehen Sie nur . . .töten Sie sie nicht!«
 
Grandet entsetzte sich über die Leichenblässe seiner Frau.
 
»Nanon, hilf mir ins Bett«, sagte die Mutter mit schwacher Stimme. »Ich sterbe . . .«
 
Sofort reichte Nanon ihrer Herrin den Arm, Eugénie machte es ebenso, und nur mit endloser Mühe gelang es ihnen, sie hinauf in ihr Zimmer zu bringen, da sie von Schritt zu Schritt ohnmächtig wurde.

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