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欧也妮葛朗台-Eugénie Grandet 87
日期:2018-08-24 09:25  点击:272
»Nein«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, während der sie einander mit tränenfeuchten Blicken ansehen, »nein, ich möchte diese Reliquie nicht mit auf die Reise nehmen; sie könnte verlorengehen oder beschädigt werden. Liebe Eugénie, Sie sollen ihr Hüter sein. Niemals hat ein Freund dem Freunde ein heiligeres Kleinod anvertraut. Urteilen Sie selbst.«
 
Er holte das Kästchen herbei, nahm es aus dem Futteral, öffnete es und zeigte seiner erstaunten Cousine ein goldenes Reisenecessaire von wundervoller Arbeit, die den metallwert noch bei weitem überstieg.
 
»Was Sie hier bewundern, ist nichts«, sagte er, auf eine Feder drückend, worauf ein doppelter Boden sichtbar wurde. »Hier sehen Sie, was mir über alles auf der Welt wertvoll ist.«
 
Er nahm zwei Porträts heraus, zwei Meisterwerke von Madame de Mirbel; sie waren von kostbaren Perlen umrahmt.
 
»Oh, die schöne Dame! Ist es nicht die Dame, an die Sie soeben geschrieben . . .?
 
»Nein«, sagte er lächelnd. »Diese Frau ist meine Mutter, und hier ist mein Vater. Es sind die Bilder Ihres onkels und Ihrer Tante. Eugénie, ich möchte Sie auf Knien beschwören, mir dies Kleinod zu hüten. Sollte ich zugrunde gehen und Ihr kleines Vermögen verlieren – dies Gold wird Sie schadlos halten; und – nur Ihnen kann ich diese beiden Porträts anvertrauen; Sie sind es wert, sie zu bewahren; aber vernichten Sie sie später, damit sie nach Ihnen nicht in andere Hände kommen . . .« Eugénie schwieg. »Also ja, nicht wahr?« fügte er liebenswürdig hinzu.
 
Als sie dieselben Worte hörte, die sie soeben ihm gegenüber angewendet hatte, dieselbe liebliche Bitte, warf sie ihm den ersten innigen Liebesblick zu, einen Blick, in dem wohl ebensoviel Koketterie wie Tiefe lag. Er ergriff ihre Hand und küßte sie.
 
»O reiner Engel! Nicht wahr, zwischen uns soll das Geld niemals eine Rolle spielen? Das Gefühl, das es anzuwenden weiß, soll für uns von nun ab alles sein.«
 
»Sie sehen Ihrer Mutter ähnlich. Hatte sie eine ebenso sanfte Stimme wie Sie?«
 
»Oh! Noch viel sanfter . . .«
 
»Ja, für Sie«, sagte sie, die Lider senkend. »Doch, Charles, legen Sie sich hin, ich will es, Sie sind müde. Auf morgen!«
 
Sie löste sachte ihre Hände aus den seinen. Er begleitete sie mit der brennenden Kerze zu ihrem Zimmer. Als sie beide auf der Schwelle standen, seufzte er: »Ach, daß ich nun arm bin!« »Bah! mein Vater ist reich, ich bin davon überzeugt«, erwiderte sie. »Armes Kind«, entgegnete Charles und trat einen Schritt ins Zimmer; er lehnte sich an die Mauer. »Da würde er meinen Vater nicht haben sterben lassen, würde Sie nicht ein so armseliges Leben führen lassen und würde selbst anders leben.« 

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