»Oh!« meinte Madame des Grassins, »es ist doch ein Vergnügen, in Paris zu sein. Ich meinerseits würde gern etwas bezahlen, um nur hingehen zu dürfen.«
Und sie machte ihrem Mann ein Zeichen, um ihn zu ermuntern, den Gegnern, koste es, was es wolle, den Auftrag wegzuschnappen; dann blickte sie höhnisch auf die beiden Cruchots, die eine jammernswerte Miene machten. Da nahm Grandet den Bankier am Rockknopf und zog ihn in eine Ecke.
»Ich hätte weit mehr Vertrauen zu Ihnen als zum Präsidenten«, sagte er. »Übrigens läßt sich da sicher ein Geschäft machen«, fügte er hinzu und schüttelte sein Nasengewächs. »Ich will mich mal an Rentenpapieren beteiligen. Ich möchte für einige tausend Francs Renten kaufen, möchte aber nur achtzig Francs anlegen. Man sagt, daß sie Ende des Monats fallen werden. Sie verstehen sich ja wohl darauf, wie?«
»Wahrhaftig, ja! Ich werde also für einige tausend Livres Rente für Sie beheben?«
»Nicht zuviel fürs erste. Aber bitte: schweigen! Ich will dies Spiel spielen, ohne daß man etwas erfährt. Sie werden mir für Ende des Monats ein Geschäft abschließen; aber sagen Sie den Cruchots nichts davon, es würde sie zu sehr ärgern. Und da Sie nach Paris gehen, können wir gleichzeitig nachforschen, wie für meinen armen Neffen die Sachen stehen.«
»Vollkommen einverstanden! Ich werde morgen mit der Post abreisen«, sagte des Grassins mit erhobener Stimme, »und ich werde mir Ihre letzten Informationen holen um . . . um wieviel Uhr?«
»Um fünf Uhr, vor dem Mittagessen«, antwortete der Winzer händereibend.
Beide Parteien blieben noch ein Weilchen da. Nach einer kleinen Pause klopfte des Grassins Grandet auf die Schulter und sagte: »Wie schön ist es, wenn man so gute Verwandte hat wie . . .«
»Ja, ja«, erwiderte Grandet, »wenn es auch nicht so scheint – ich hin ein guter Ver . . Verwandter. Ich habe meinen Bruder gern gehabt und möchte es gern beweisen, w . . w . . wenn es nicht z . . z . . zuviel kostet . . .«
»Wir werden jetzt gehen, Grandet«, fiel ihm der Bankier fröhlich ins Wort. »Da ich also früher abreise, als beabsichtigt, habe ich noch allerlei zu ordnen.«
»Gut, gut. Auch ich werde mich j . . jetzt zurückziehen – in d . . d . . das Beratungszimmer, wie der Präsident Cruchot es nennt.«
›Pest! Schon bin ich nicht mehr Monsieur de Bonfons‹, dachte betrübt der Beamte und setzte die Miene eines Richters auf, der ein langweiliges Plädoyer anhören muß.
Die Häupter der beiden feindlichen Parteien gingen miteinander fort. Keiner von ihnen gedachte mehr des Verrates, dessen sich Grandet am Morgen gegen alle Weinbauern schuldig gemacht hatte; vielmehr war jeder – aber vergeblich – bemüht, den andern zu sondieren, um zu erforschen, was er wohl zu den Absichten des Böttchers in dieser neuen Sache meine.