»Durch die Handelsgerichte selber. Das kommt alle Tage vor«, sagte Monsieur Cruchot de Bonfons, den Gedanken des Vaters Grandet aufgreifend, und bemühte sich liebenswürdig, ihm Aufklärung zu geben. »Hören Sie zu!«
»I . . i . . ich höre«, antwortete der Biedermann bescheiden. Er setzte die Miene eines boshaften Kindes auf, das innerlich den Lehrer auslacht, sich aber den Anschein gibt, sehr aufmerksam zu sein.
»Wenn ein bedeutender und geachteter Mann, wie zum Beispiel Ihr verstorbener Bruder in Paris . . .«
»Mein Bruder, ja.«
»Von einer Zahlungsunfähigkeit bedroht wird . . .«
»D . . d . . d . . das nennt m . . man Z . . Z . . Zahlungsunfähigkeit?«
»Ja. So daß der Bankrott unvermeidlich ist, so hat das Handelsgericht, dem er unterworfen ist – passen Sie auf –, die Befugnis, durch einen Richterspruch für das Handelshaus Liquidatoren einzusetzen. Liquidieren ist nicht Bankrott machen, verstehen Sie? Wenn er Bankrott macht, ist ein Mann entehrt; aber wenn er liquidiert, bleibt er ehrenhaft.«
»D . . d . . das ist all . . l . . l . . lerdings etwas anderes, w . . w . . w . . wenn's nicht z . . zuviel k . . k . . kostet«, sagte Grandet.
»Aber eine Liquidation kann auch ohne die Unterstützung des Handelsgerichts vor sich gehen, denn« – und der Präsident nahm eine kräftige Prise – »wie wird eigentlich ein Bankrott erklärt?«
»Ja, i . . i . . ich ha . . ha . . habe n . . n . . nie d . . darüber nachgedacht«, erwiderte Grandet.
»Zunächst«, fuhr der Beamte fort, »durch Überweisung der Bilanz an die Gerichtskanzlei, was der Kaufmann selbst oder sein gesetzlicher Bevollmächtigter tut. Zweitens auf Verlangen der Gläubiger. Nun aber, wenn weder der Kaufmann die Bilanz vorlegt, noch irgendein Gläubiger beim Gericht den Urteilsspruch nachsucht, der den Kaufmann bankrott erklärt, was geschieht dann?«
»Ja, w . . w . . was d . . d . . dann?«
»Dann wird von der Familie des Verstorbenen, von seinen Vertretern, seinen Erben oder von dem Kaufmann selbst, wenn er am Leben ist, oder von seinen Freunden, wenn er sich verborgen hält, liquidiert. Vielleicht haben Sie die Absicht, für Ihren Bruder zu liquidieren?« fragte der Präsident. »Ah, Grandet!« rief der Notar, »das wäre ausgezeichnet! Ja, bei uns in der Provinz ist noch die Ehrenhaftigkeit zu Hause. Wenn Sie Ihren Namen retteten – denn es ist ja Ihr Name –, so wären Sie ein Mann, der . . .«