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欧也妮葛朗台-Eugénie Grandet 59
日期:2018-08-10 08:51  点击:223
»Da kommst du schon wieder mit deinen Litaneien«, sagte er achselzuckend zu seiner Frau. – »Bankrott machen, Eugénie«, fuhr er fort, »ist ein Diebstahl, den bedauerlicherweise das Gesetz begünstigt. Die Leute haben Guillaume Grandet ihr Geld anvertraut, weil sie ihn für ehrenhaft und redlich hielten; er aber hat ihnen alles genommen und läßt ihnen nichts als die Augen zum Weinen. Der Straßenräuber ist dem Bankrotteur noch immer vorzuziehen: jener fällt euch an, ihr könnt euch wehren, er wagt sein Leben; dieser aber . . . Kurz, Charles ist entehrt.«
 
Diese Worte tönten im Herzen des armen Mädchens wider und belasteten es mit ihrer ganzen Schwere. Rein und unberührt wie eine liebliche Blume mitten im Wald, kannte sie weder die Grundsätze der großen Welt noch ihre arglistigen Ränke und Sophismen. Sie nahm also gläubig hin, was ihr Vater ihr sagte, der sie aber nicht mit dem Unterschied bekannt machte, der zwischen dem unfreiwilligen Bankrott und dem wohlvorbereiteten, berechnenden Bankrott liegt.
 
»Und haben Sie das Unglück nicht abwenden können, Vater?«
 
»Mein Bruder hat mich nicht um Rat gefragt. Übrigens beträgt seine Schuld vier Millionen.«
 
»Was ist denn das, eine Million, Vater?« fragte Eugénie mit der Naivität eines Kindes, das glaubt, auf alle Fragen Auskunft zu erhalten.
 
»Eine Million?« erwiderte Grandet. »Nun, das ist eine Million Zwanzigsousstücke, und für fünf Francs braucht man fünf Zwanzigsousstücke.«
 
»Mein Gott! Mein Gott!« rief Eugénie. »Wie ist es denkbar, daß mein onkel vier Millionen gehabt hat? Gibt es noch irgend jemanden in ganz Frankreich, der ebensoviel Millionen haben könnte?«
 
Vater Grandet rieb sich das Kinn und lächelte, und das Gewächs auf seiner Nase schien sich aufzurecken.
 
»Aber was soll aus Cousin Charles werden?«
 
»Er wird nach Indien gehen, wo er, dem Wunsche seines Vaters entsprechend, versuchen wird, zu Geld zu kommen.«
 
»Aber hat er Geld, um dahin zu gehen?«
 
»Ich werde ihm seine Reise bezahlen . . . bis . . . ja, bis Nantes«.
 
Eugénie fiel ihrem Vater um den Hals. »O mein Vater, wie gut Sie sind, wie gut!« Sie küßte ihn so innig, daß Grandet, der kein ganz reines Gewissen hatte, sich beinahe beschämt fühlte.
 
»Braucht man viel Zeit, um eine Million zusammenzubringen?« fragte sie ihn.
 
»Das will ich meinen!« sagte er. »Du weißt doch, was ein Napoleondor ist; also davon braucht man fünfzigtausend Stück, um eine Million zu haben.«
 
»Mama, wir werden ihm eine Messe lesen lassen.«
 
»Ich dachte schon daran«, erwiderte die Mutter. 

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