In den großen Augenblicken unseres Lebens liebt es die Seele, sich Kleinigkeiten einzuprägen, ein getreues Bild des Ortes in sich aufzunehmen, an dem uns Freude oder Kummer überwältigte. So betrachtete auch Charles mit hingebender Aufmerksamkeit die Buchsbaumhecken des kleinen Gartens, die fallenden welken Blätter, den Verfall der Mauern, die bizarre Form der Obstbäume – lauter malerische Einzelheiten, die nun für immer in seiner Erinnerung haften sollten, durch eine Gedächtniskraft des Gefühls für immer an diese besondere Stunde gebunden.
»Es ist recht heiß, – schönes Wetter«, sagte Grandet und tat einen kräftigen Atemzug.
»Jawohl, lieber onkel . . . Aber weshalb . . .?«
»Nun also, mein Junge«, begann der Onkel, »ich habe schlechte Botschaft für dich. Dein Vater ist recht krank . . .«
»Und ich bin noch hier?« rief Charles. »Nanon, besorge mir Postpferde! Ich werde wohl irgendwo im Ort einen Wagen bekommen«, fügte er, an den onkel gewandt, hinzu. Der rührte sich nicht. »Pferd und Wagen sind überflüssig«, erwiderte er schließlich und sah auf Charles, dessen Blick starr wurde. »Jawohl, mein armer Junge, du hast es erraten. Er ist tot. Aber das ist das wenigste; da ist etwas noch weit Traurigeres: er hat sich erschossen . . .«
»Mein Vater? . . .«
»Ja. Aber das ist das wenigste. Die Zeitungen machen ihre Glossen darüber, als hätten sie ein Recht dazu. Hier, lies!«
Grandet, der sich das Zeitungsblatt von Cruchot geliehen hatte, hielt Charles den verhängnisvollen Artikel vor die Augen. Da brach der junge Mann, der noch in einem Alter war, das seine Gefühle naiv und offen äußert, in Tränen aus.
›Gut so, gut so‹, sagte sich Grandet. ›Seine Augen haben mir Angst gemacht. Er weint, da ist er gerettet.‹ »Das ist noch gar nichts, mein armer Neffe«, begann Grandet von neuem, ohne zu wissen, ob Charles ihn hörte. »Das ist gar nichts, du wirst dich trösten; aber . . .«
»Niemals! niemals! Mein Vater! Mein Vater!«
»Er hat dich ruiniert, du bist ganz ohne Geld.«
»Was kümmert mich das! Wo ist mein Vater? . . . mein Vater!«