»Du ißt nichts, Frau?«
Die arme Sklavin trat näher, nahm ängstlich ein winziges Stück Brot und eine Birne.
Eugénie war so kühn, ihrem Vater eine Traube anzubieten; sie sagte: »Koste doch von meinem Dörrobst, Papa! – Lieber Cousin, Sie essen auch davon, nicht wahr? Gerade für Sie habe ich die Trauben geholt.«
»Wenn man ihnen nicht wehren wollte, so würden sie ganz Saumur für Sie ausplündern, mein Neffe. Wenn Sie fertig sind, wollen wir zusammen in den Garten gehen; ich habe Ihnen Dinge zu sagen, die keineswegs zuckersüß sind.«
Eugénie und ihre Mutter warfen Charles einen Blick zu, über dessen Ausdruck der junge Mann sich nicht täuschen konnte.
»Was bedeuten diese Worte, lieber Onkel? Seit dem Tode meiner armen Mutter . . . (bei diesen Worten wurde seine Stimme weich) kann mich kein Unglück treffen . . .«
»Lieber Neffe, wer kennt die Schickungen, mit denen Gott uns heimsuchen, uns prüfen will?« sagte seine Tante.
»Ta ta ta ta!« rief Grandet, »da fängt der Unsinn wieder an. – Ihre hübschen weißen Hände tun mir leid, lieber Neffe.«
Er zeigte ihm eine Art von Hammelschulter, mit der ihn die Natur an den Enden seiner Arme versehen hatte. »Hier, das sind Hände, um Taler zu erraffen! – Sie sind erzogen worden, Ihre Füße in dasselbe Leder zu stecken, aus dem unsere Geldtaschen gefertigt sind. Schlimm! schlimm!«
»Was meinen Sie nur, lieber Onkel? Man soll mich hängen, wenn ich ein Wort verstehe.« – »Kommen Sie«, sagte Grandet.
Der Geizhals klappte sein Taschenmesser zu, trank den Rest seines Weines aus und öffnete die Tür.
»Mein lieber Cousin, haben Sie Mut!«
Die bebende Betonung, die das junge Mädchen in diese Worte legte, versetzte Charles einen eisigen Schauer; er folgte seinem schrecklichen Verwandten in tödlichster Unruhe. Eugénie, ihre Mutter und Nanon gingen in die Küche, von unbezähmbarer Neugier ergriffen, die Szene zu beobachten, die nun in diesem kleinen modrigen Garten vor sich gehen sollte. Der onkel schwieg vorläufig.