»Ah! Sie heißen Charles? Das ist ein schöner Name«, rief Eugénie.
Das Unglück, das man fürchtet, ist meistens nahe. Gerade jetzt, als Nanon, Madame Grandet und Eugénie voll bebender Angst an die Rückkehr des alten Böttchers dachten, vernahmen sie einen Schlag an die Haustür, dessen Widerhall ihnen nur zu bekannt war.
»Das ist Papa!« sagte Eugénie. Sie nahm die Zuckerschale weg, ließ aber einige Stückchen Zucker auf dem Tischtuch liegen. Nanon verschwand mit dem Eierteller. Madame Grandet horchte auf wie eine erschreckte Hindin. Es war ein panischer Schrecken, den Charles da gewahrte und den er sich nicht zu erklären vermochte.
»Ja, was haben Sie denn nur?« fragte er.
»Mein Vater kommt«, sagte Eugénie. »Nun, und . . .«
Monsieur Grandet trat ein; er sah den Tisch, er sah Charles, er sah alles.
»So, so! Sie haben Ihrem Neffen ein Festmahl gegeben, das ist gut, das ist sehr gut, das ist ja ausgezeichnet!« sagte er, ohne zu stottern. »Wenn die Katze nicht zu Hause ist, tanzen die Mäuse.« ›Festmahl?‹ dachte Charles bei sich, der von dem Regiment und den Sitten hier im Hause nichts ahnte. »Gib mir mein Glas, Nanon«, sagte der Biedermann.
Eugénie brachte das Glas. Grandet zog ein großes Messer mit Horngriff aus der Tasche, schnitt sich eine Scheibe Brot ab, nahm ein wenig Butter, strich sie sorgfältig auf das Brot und begann stehend zu essen. In diesem Augenblick süßte Charles seinen Kaffee. Der Vater Grandet gewahrte die Zuckerstückchen und blickte seine Frau durchdringend an; sie erbleichte und trat einige Schritte vor. Er beugte sich zu der armen Frau nieder und fragte: »Wo habt ihr denn all den Zucker hergenommen?«
»Nanon hat bei Fessard welchen geholt; es war keiner da.«
Es ist unmöglich, sich vorzustellen, mit welch tiefer Aufmerksamkeit die drei Frauen dieser Szene folgten. Nanon war aus der Küche herbeigekommen und blickte in den Saal, um zu sehen, wie die Dinge sich entwickelten. Charles, der an seinem Kaffee genippt hatte, fand ihn zu bitter und suchte den Zucker, den Grandet schon weggenommen hatte.
»Was suchen Sie, Neffe?«, fragte ihn der Biedermann.
»Den Zucker.«
»Nehmen Sie Milch«, antwortete der Herr des Hauses, »und Ihr Kaffee wird gleich süßer sein.«