»Wenn Sie mich kennen würden, liebe Cousine, so würden Sie wissen, daß ich die Spötterei verabscheue; sie verdorrt das Herz, tatet alle Empfindungen . . .«
Und er verschlang mit Behagen seine Butterschnitten.
»Nein, ich habe anscheinend nicht genug Geist, um mich über andere lustig zu machen, und dieser Mangel bringt mir viel Schaden. In Paris macht man einen Mann unmöglich, indem man von ihm sagt: ›Er hat ein gutes Herz‹, denn das heißt soviel wie: ›Der arme Kerl ist dumm wie ein Rhinozeros.‹ Doch da ich reich bin und bekannt dafür, mit jeder Art Pistole auf dreißig Schritt Entfernung mein Ziel zu treffen, auch im freien Feld, so fürchtet mich der Spott.«
»Was Sie da sagen, mein Neffe, zeugt von einem guten Herzen.«
»Sie haben einen sehr hübschen Ring«, sagte Eugénie; »ist es unrecht, Sie zu bitten, ihn näher betrachten zu dürfen?«
Charles zog den Ring ab und hielt ihn hin, und Eugénie errötete, als sie mit ihren Fingerspitzen die rosigen Nägel ihres Cousins streifte.
»Sehen Sie, liebe Mutter, welch schöne Arbeit!«
»Oh, das ist ja dickes Gold!« sagte Nanon, die mit dem Kaffee herbeikam.
»Was ist denn das?« fragte Charles lachend. Und er zeigte auf einen hohen braunen, gesprungenen und innen glasierten Tontopf, der einen Überzug von Asche hatte und in dem der Kaffee sich kochend auf und nieder wälzte.
»Das ist gekochter Kaffee«, sagte Nanon.
»O meine liebe Tante, ich werde wenigstens einige wohltätige Zeichen meines Aufenthaltes hier hinterlassen. Sie sind in manchem noch sehr zurück. Ich werde Ihnen zeigen, wie man in einer Kaffeemaschine ›Chaptal‹ einen guten Kaffee bereiten kann.« Und er wollte sich über das System der Kaffeemaschine ›Chaptal‹ auslassen.
»O je«, sagte Nanon, »was das für Umstände macht! Dazu gehört ja eine ganze Lebenszeit! Niemals werde ich solchen Kaffee machen. Jawohl, ja! Wer würde wohl der Kuh ihr Heu bringen, während ich diesen Kaffee zubereite?«
»Ich werde ihn zubereiten«, sagte Eugénie.
»Kind!« sagte Madame Grandet und blickte die Tochter an.
Nach diesem Wort, das an den Kummer mahnte, der sich nun bald über den unglücklichen jungen Mann ergießen sollte, schwiegen die drei Frauen und betrachteten ihn mit so mitleidigem Ausdruck, daß er erstaunt fragte: »Was haben Sie denn, liebe Cousine?«
»Still!« sagte Madame Grandet zu Eugénie, die antworten wollte. »Du weißt, meine Tochter, daß dein Vater die Absicht hat, mit Monsieur zu reden . . .«